: Stasi-Insider-Komitee
■ Ex-Spione wollen Stasi-Dikussion versachlichen
Berlin (dpa) — Führende Offiziere des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) haben ein „Insider-Komitee“ zur Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit gegründet. „Wir glauben, daß wir öffentlich auftreten müssen, um die Dinge richtigzustellen“, sagte der 63jährige Hans Voelkner. Er spionierte sechs Jahre für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) in Frankreich. Zur Zeit gebe es eine „aggressive Kampagne“, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun habe, kritisierte Voelkner. „Wir plädieren für eine neue, kulturvolle Atmosphäre der Auseinandersetzung.“
Voelkner, auch heute noch „überzeugter Kommunist“, bereut seine einstige nachrichtendienstliche Tätigkeit gegen die Nato nicht. „Ich stehe zu dem, was ich aus Überzeugung tat.“ Die Schwierigkeit sieht er in der Auseinandersetzung mit den übrigen Aktivitäten der Stasi. „Es kann nicht sein, daß Verbrechen verharmlost werden — das ist nicht Sinn der Sache.“
Das „Insider-Komitee“ konstituiert sich gerade erst und hatte es schwer, ehemalige MfS-Angehörige für eine Mitarbeit zu gewinnen. „Es herrscht ein großes Mißtrauen unter den Leuten“, sagt Jörg Seidel, einer der Initiatoren des Komitees. Als Führungsoffizier der ehemaligen DDR-Spionageabwehr in Berlin beobachtete er vor allem den amerikanischen Geheimdienst CIA.
Ziel der Initiative sei es, so Seidel, einen Dialog zwischen Führungsoffizieren, Inoffiziellen Mitarbeitern und Opfern herbeizuführen. Dabei sollten aber auch diejenigen erreicht werden, die aus dem MfS einen „Dämon machen und eigentlich gar nicht damit umgehen können“.
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