■ Die SPD und der Fluglärm: Start ohne Abheben
Man steht immer auf der richtigen Seite, spricht man sich gegen Fluglärm aus. Wenn jetzt SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer dieses Thema entdeckt und 500.000 Berliner Flughafen-Anwohner per Post nach ihrer Meinung fragen will, könnte sie eigentlich nichts falsch machen. Eigentlich. Dumm nur, daß die SPD in den fünf Jahren dieser Großen Koalition nichts gegen den Fluglärm zustande gebracht hat. Und auch dumm, daß gestern der SPD-Landesvorsitzende Detlef Dzembritzki nicht überzeugend zu erklären wußte, wie seine Partei in den kommenden vier Jahren für mehr Ruhe an den drei Berliner Verkehrsflughäfen sorgen will.
Wäre zumindest fluglärmtechnisch ja toll, wenn tatsächlich einmal ein ferner Großflughafen Sperenberg eröffnet würde und alle drei heutigen Airports ihre Startbahnen schließen müßten. Nur, wer darauf hofft, wird in zwanzig Jahren den Lärm von Starts und Landungen um kein Dezibel reduziert haben. Vorher ginge beim besten Willen kein neuer Flughafen in Betrieb. Die einzige Möglichkeit, die bis dahin bliebe, wäre, Tempelhof zu schließen. Doch dafür wollte gestern kein Sozi einen Termin nennen. Es sei alles so fürchterlich kompliziert, winkte Dzembritzki verzweifelt ab. Nur Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Peter Strieder ahnte, wie eine lärmarme Lösung aussehen könnte: Wir sollten Tempelhof ohne Wenn und Aber schließen, dachte er gestern vorlaut nach. Aber so ist das bei den Sozis: Hat jemand eine gute Idee, dann bewegt er sich schon nicht mehr auf der Linie von Parteitagsbeschlüssen. Dirk Wildt
Bericht auf Seite 22
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