: Stars als Stolperfallen
Der Intendant hat Opernblut geleckt: Das diesjährige Musikfest bietet gleich vier Musiktheater-Produktionen
Im Programmheft „stolpere“ man über Namen, „das ist allererste Garnitur“, versprach Intendant Thomas Albert bei der Vorstellung „seines“ Musikfestes am Freitag. Stolpern wir über Supersopranistin Anne Sofie von Ottern, die Abba-Songs singt, oder Dirigent Phillipe Herreweghe. Hochkarätiges allerorten, auch die „Große Nachtmusik“, mit der das dreiwöchige Festival am 2. September eröffnet wird, sei mit ihren 17 Einzelveranstaltungen eben „keine Schmankerl-Sammlung“, meint Albert. In der Tat handelt es sich um ein gut durchdachtes Festival-Preview, auf dem die meisten der später auftretenden KünstlerInnen in Kurzkonzerten zu erleben sind.
In Koprodukion mit den Salzburger Festspielen kommt Mozarts Oper „Il re pastore“ auf die Bühne des früheren Gabelstapler-Wartungsgebäudes in der Überseestadt. Albert hat offenbar Opernblut geleckt, denn drei weitere Musiktheater-Produktionen sind ebenfalls eingeplant. Unter anderem eine „Carmen“ von Marc Minkowski und Vivaldis „Orlando Furioso“. Musikalisch sei man damit „weit weg vom üblichen Vierjahreszeiten-Genudel“, wie Albert sich ausdrückt. Daniel Harding, bis vor drei Jahren Chef der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, kommt erstmals wieder in die Gegend, um sein Mahler Chamber Orchestra vorzustellen – allerdings nach Oldenburg, einer Außenstätte des 2002 regionalisierten Musikfestes.
In Sachen zeitgenössischer Musik erkennt auch Albert einen gewissen „Entwicklungsbedarf“, allerdings könne es sich das Musikfest derzeit nicht leisten, allzu viel zu wenig Populäres zu präsentieren. Kultur- und Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU) sekundierte: „Das ist ein schwieriger Spannungsbogen.“
Der wird in Zukunft noch schwieriger werden: Im kommenden Jahr muss das Musikfest eine Zuschusskürzung von 20 Prozent hinnehmen. Dass die übrig gebliebenen 700.000 Euro überhaupt im Haushaltsentwurf stehen, ist der Initiative beider Bürgermeister zu verdanken. Derzeit übernimmt die öffentliche Hand noch 30 Prozent des 2,7- Millionen-Etats, künftig ist Albert verstärkt auf zugkräftige Programme und Sponsoren angewiesen. Bei Letzteren steht nun allerdings visierte Konkurrenz mit auf der Matte: Hans-Joachim Frey, designierter Theaterintendant und bekannt für seine guten Kontakte zur Wirtschaft.
Henning Bleyl