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■ StandbildTagesordnung

„Amadeu Antonio“, ZDF, Dienstag, 23.15 Uhr

Nach den Morden von Mölln waren die TV-Nachrichten nicht ganz zur Tagesordnung übergegangen. Das „heute- journal“ zeigte zaghaft die strukturelle Rechtsblindheit des „Sicherheits“-Apparates, die „Tagesthemen“ befragten türkische Opel-Arbeiter, die damit rechnen, daß es jetzt auch in den Werkshallen ungemütlich wird. Ganz der Tagesordnung entsprach der Sendetermin von Thomas Balzers Dokumentarfilm „Amadeu Antonio“, der die Ost-Stadt Eberswalde zwei Jahre nach dem rassistischen Mord an dem angolanischen Bürger porträtiert. Auch wenn die Ansagerin von „trauriger Aktualität“ sprach, war 23.15 Uhr viel zu spät für einen Film, der leise, aber sehr deutlich die Normalität des Rassismus in Deutschland vorführte. Balzer läßt diejenigen Zeugen, die sich vor die Kamera trauen, Bilanz ziehen. Die Freundin Antonios, den Landrat, den Vertreter der Staatsanwaltschaft, die Ausländerbeauftragte, den Kripomann, den kirchlichen Gemeindepädagogen, den mit Amadeu Antonio befreundeten Gastwirt. Die Offiziellen sorgen sich um den guten Ruf Eberswaldes. Sie spielen die Probleme mit den Rechtsextremen herunter, vergleichen sie mal locker mit den Autonomen und hoffen auf ein Abklingen des Rassismus bei besserer Wirtschaftslage. Immerhin habe es ja schon zweimal eine Weihnachtspaket-Aktion für die dort stationierten Russen gegeben. Nur der Wirt, der Kirchenmensch, der Polizist und Antonios Freundin wagen offene Worte. Denn „verbessert“ hat sich nichts in Eberswalde. Die Ehefrauen von Kubanern etwa trauen sich nicht gemeinsam mit ihrem Mann auf die Straße; es hat Brandanschläge gegeben. Am Ende wird das Strafmaß für die Täter genannt. Es bleibt unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Dann spielt Balzer die O-Töne der Rostock-„Tagesschau“ ein. Es folgt die aktuelle „heute“- Sendung. Weizsäcker verurteilt neutral den „Extremismus“, für den Bundestags-Vize Klein von der CSU ist mit Mölln schon der „grausame Höhepunkt“ der Ausländerfeindlichkeit erreicht. Hans-H. Kotte

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