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■ StandbildSeriös

„Liebe Sünde“, Do., 28.1., 23.10 Uhr, Vox

Welche Musik Paare und Passanten beim Sex anhören würden, fragt forsch der Reporter mit dem Mikrofon. Seit dem „Schulmädchenreport“ ist die Befragung zufällig vorübergehender Personen auf der Straße eine etablierte Form zwecks Darstellung der öffentlichen Meinung. Schlüpfrige Geilheit präsentierte sich damals in pseudoseriösem Gewand. Heute ist es umgekehrt. „Liebe Sünde“ soll ein seriöses Magazin sein, in dessen Rahmen die Bandbreite des Schlüpfrigen neu ausgelotet werden soll. Die Nennung des Wortes „Sex“ auf offener Straße soll den Zuschauer darüber hinwegtäuschen, daß ihn die musikalischen Vorlieben der Mitmenschen streng genommen wenig interessieren. Und das obwohl, wie Moderator Matthias Frings freimütig versichert, wir alle Voyeure sind. Doch diese unsere Leidenschaft soll unbefriedigt bleiben. Zwischen der öffentlich- rechtlichen Prüderie und dem halbtrockenen, ewig pubertierenden Tiroler-Sex von RTL und Sat.1 sucht „Liebe Sünde“ einen Mittelweg. Nach dem Motto: Es gibt diese und jene Sauerei, doch im Grunde ist alles o.k. — Aber zu sehen ist unter dem Strich der Gürtellinie nur die erigierte Banane aus dem schweizer Aids-Spot. Wenn man schon die Kultfigur Annie Sprinkle vor die Kamera holt, sollte man sich wenigstens ein bißchen kundig machen. So wirkte das Interview wie ein Gespräch mit Helmut Kohl über Sachfragen der Esoterik. Und wenn die Frage exhumiert wird, warum denn in längeren Beziehungen die sexuelle Stimulanz nachläßt – und hierfür ein Paar „XY ungelöst“- mäßig dokumentiert wird – sinken die Augendeckel endgültig auf Halbmast. Sexualkunde für Aufgeklärte. Da mache ich es mir lieber selbst. Manfred Riepe

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