Standbild: Für die Galerie
■ "Lustfaktor"
„Lustfaktor 10“, Freitag, 21.15 Uhr, West 3
Wer Edgar Schmitt ist, spielt in diesem Zusammenhang eigentlich keine Rolle. Deshalb sei nur am Rande darauf hingewiesen, daß er am vergangenen Samstag gegen den blöden VfB Stuttgart völlig zu Unrecht die rote Karte erhielt.
Doch davon konnte am Freitag abend noch keiner etwas wissen, als Moderator Michael Gantenberg bei der neuen WDR- Show „Lustfaktor 10“ mit trommelndem Applaus vom Publikum empfangen wurde wie sonst Reinhold Beckmann bei der Sat.1-Fußballshow „ran“. Aber, so viel sei vorweggenommen, Gantenberg hat den Applaus verdient.
Unermüdlich wie ein Zauberkünstler zog er einen Spruch nach dem anderen aus dem Ärmel. Allein die Kandidaten-Kids kapierten nix. Es handelte sich nämlich um eine Show mit jungen Menschen zwischen sechzehn und zwanzig Jahren. Die spielen heutzutage mit dem Nintendo-Gameboy, essen Softeis oder spekulieren gleich an der Börse. Aber sie passen nicht so recht in eine „Lustfaktor 10“-Studiokulisse, die wie ein Yes-Plattencover von Roger Dean aussieht. Und Sprüche wie: „Warst du von der Liebe schon mal so enttäuscht, daß du Hermann Hesse gelesen hast?“ sind natürlich für die Galerie.
Die eingeladenen Kids sahen nicht gerade so aus, als ob sie überhaupt des Alphabets mächtig gewesen wären. Die eine konnte nicht einmal telefonieren. Der andere begreift die Schule als „Kontaktbörse“, „trifft die Lehrer dort nicht so gerne“ und sah auch genauso aus. Doch das macht alles nichts. Man kann es den Kids ja nie recht machen.
Allein der Zuschauer kam bei verbalerotischem trivial pursuit bisweilen gut auf seine Kosten. Eine ebenso lockere wie schnittige Show, bei der der Moderator auch mal einen Punkt nebenbei verteilt, als Ermutigung für einen guten Spruch. Wenn überhaupt mal einer kam von seiten der Kandidaten.
Man spürte, daß die Show mit einem gewissen Lustfaktor ausgetüftelt worden ist. Besonders die Fragen hatten es zuweilen in sich. Etwa das gleichschenklige Dreieck zwischen den Brustwarzen und dem Bauchnabel, bei dem die Schenkellänge dem Abstand zwischen Nabel und Schritt entspricht. Diese Idealproportion des weiblichen Körpers stammt zwar von den Griechen. Aber als TV-Redakteur bedarf es trotzdem einer gewissen Phantasie, derartiges aufzuspüren. Was Edgar Schmitt dazu wohl gesagt hätte? Manfred Riepe
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