Standbild: Makramee-Arbeit
■ "Der Fernsehkrieg"
„Der Fernsehkrieg“, ARD, Mittwoch, 21.50 Uhr
Nein, es ist wirklich nicht leicht, dröges Medienrecht in flotte Worte und ansprechende Bilder zu kleiden. Konzentrationsprozesse und Privatfunkkontrolle lassen sich fürs die Mattscheibe wohl nur mit Schlagworten wie „Fernsehkrieg“, „gnadenloser Kampf“ und „medienpolitisches Powerplay“ aufpeppen. Das ist das Gesetz des Mediums, mag man denken, ärgert sich denn aber doch, wenn das martialische Bild überstrapaziert wird und von „Heckenschützen“ die Rede ist, die die Kommerz-TV-Szene bis zum Ausbruch der „offenen Feldschlacht“ beherrschten.
Dennoch hielt die Koproduktion der WDR-Herren Landgraeber und Jens mit dem Münchner Konzentrationsexperten Klaus Ott nicht, was der flapsig getextete Einstieg versprach: Solide Recherche, eine übersichtliche Bilanz der aktuellen Debatte präsentierten die Autoren. Sachlich korrekt und weitgehend verständlich aufbereitet, ohne in allzu pauschalisierende Bemerkungen über Kirch, Springer und Bertelsmann abzugleiten. Zum Wirtschaftskrimi aus der Medienwelt reichte es trotzdem nicht. Abgefilmte Interna in Schriftform, Bürohäuser von außen zusammen mit Trailern der erwähnten Sender als Auflockerung machen die fernsehgerechte Umsetzung eines schwer zu vermittelnden Komplexes eben nicht perfekt. Daß die O-Ton-Geber weder in der Originalität ihrer Auswahl noch im Inhalt ihrer Aussagen überraschen konnten, mag da nur Eingeweihte gestört haben.
Dennoch: Aktuell, für ARD- Verhältnisse geradezu sensationell nahe an den Ereignissen produziert, war der handwerklich gute Film. Bliebe nur das Ärgernis zum Schluß der Halbstundensendung. Warum, zum Donnerwetter, muß die Darstellung abenteuerlicher Verflechtungen im Privatfunk denn immer ursächlich mit der Misere der Öffentlich-Rechtlichen in Verbindung gebracht werden? Warum darf ARD-Programmdirektor Struve das Lamento um die große und teure Bürde der Rundfunkgrundversorgung anstimmen? Ist doch der aus politisch gewollter Zweisamkeit von privaten und öffentlich-rechtlichen Veranstaltern entstandene Quotenkampf ein Problem, für das unzulässige Kommerzverflechtungen nicht einfach als Rechtfertigung für zum großen Teil hausgemachte Schwierigkeiten der Landesrundfunkanstalten herhalten dürfen. Auch nicht, wenn es um das zuschauerfreundliche Thema Fußballrechte geht und Autorenbemerkungen über den „Platzverweis für die Informationsfreiheit“ als Verurteilung der privatwirtschaftlichen Rechtekungeleien beim Publikum sicher gut ankommen. Christoph Heinzle
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