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■ StandbildDer Vollschtrecker: "Newsmagazin", Montag, Sat. 1, 18.30 Uhr

„Newsmagazin“, Montag, Sat.1, 18.30 Uhr

Zugegeben, wir haben ihn schon vermißt. Es ist langweiliger auf dem Bildschirm geworden, seitdem Heinz-Klaus Mertes den Chefredakteursessel beim Bayerischen Rundfunk geräumt und „Report aus München“ an das Milupagesicht Andreas Bönte abgegeben hatte. Als er Manfred Stolpe in einem einsamen Kampfgespräch zum Rücktritt nötigen und seinem Erzfeind Günter Wallraff Stasi-Kontakte anhängen wollte, wurde Mertes für die ARD endgültig untragbar. Doch jetzt ist er zurückgekehrt. Was für ein Tag für Heinz- Klaus Mertes, den neuen „Informationsdirektor“ von Sat.1. Ausgerechnet zum Rücktrittstermin von SPD-Chef Björn Engholm hatte das von ihm konzipierte Sat.1-„Newsmagazin“ Premiere. Ein Comeback nach Maß für den Terminator aus der Eifel.

Die Hatz auf Engholm hatte zwar ihren Höhepunkt am Montag nachmittag schon überschritten: ARD, ZDF, RTL und VOX legten Sondersendungen bereits um 15 Uhr ein. Warum? Das wird wohl deren Geheimnis bleiben. Live bei Engholms Pressekonferenz waren jedenfalls nur die Privaten von RTL. Aber Klartext wurde erst in der neuen Nachrichten-Show von Sat.1 geredet. „Was nun, SPD?“ fragte Moderator Gockel unablässig. Die Antwort blieb uns das „Newsmagazin“ natürlich schuldig. Christoph Scheule, bekannt als Sat.1-„Retter“, berichtete, daß es auch in Kiel nichts mehr zu retten gibt. „Beim Griff der SPD nach der Macht gab es Tops und Flops“, verkündete Gockel dann feixend. So durften im Rückblick Brandt und Schmidt noch einmal abtreten, Oskar Lafontaine noch mal in seinem Blut liegen. Und dann ist es soweit: den Kommentar spricht Heinz- Klaus Mertes. Der Missionar der deutschen Stammtische geht in Stellung. Engholm sei vor allem von seiner eigenen Partei gestürzt worden, freut sich Mertes, aber auch weil er sein Wissen um den „Doppelagenten Pfeiffer“ geleugnet habe. Am Ende mahnt der News-Direktor bigott, es gehe nicht um „Petitessen“. Immerhin sei „in dieser unseligen Affäre ein Mensch schmählich ums Leben gekommen, wie schuldhaft verschtrickt auch immer er war.“

So kennen wir ihn, den mit dem satten „Sch“ – vieldeutig suggestiv und immer haarscharf am Rande der Tatsachen. Und wenn seine politischen Gegner stürzen, rotzt er noch mal obendrauf. Mertes redet nicht von politischer Hygiene, er vollschtreckt sie auf seine Art. So einer hat bei Sat.1 gerade noch gefehlt. Achim Baum

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