■ Standbild: Aust im Nacken
Spiegel TV-Interview, Freitag, 21.15 Uhr, Vox
Günther Jauch ist der strebsame Musterschüler der Redeschaubranche und Roger Willemsen sein Vertrauenslehrer. Wo aber bleibt da Sandra Maischberger? Wir finden sie als Klassensprecherin in der Abgeschiedenheit des Klosters Vox, jener vom nichtsnutzigen Souverän verachteten Enklave anspruchsvollen Kommerzfernsehens. Den Aust im Nacken, stellt Sandra der Prominenz nach, in diesem Falle der kugelrundum sympathischen Sabine Leutheusser- Schnarrenberger.
Sandras mitleidlose Verhörtechnik zerrt intimste Geheimnisse ans Tageslicht. Schnarri, so nennt sie der respektlose Off- Kommentator, zieht zum Autofahren bequeme Schuhe an, achtet auf ihre Linie, kann mit Stäbchen essen und redet komisch: „Ich war nicht jemand, der sich immer vorgedrängt hat....“ – „Ich bin nicht jemand, der nun immer nur auf Abenteuer aus wäre oder nun die Gefahr gerade sucht...“ – „Ich bin nicht jemand, der ständig in der Angst lebt, es könnte jetzt etwas passieren.“ Und die giggelnde Sandra ist jemand, der nicht zuhört, denn sie fragt als Übernächstes: „Sind Sie ein ängstlicher Mensch?“ Derweil seziert die Kamera ihr Opfer, zeigt in Großaufnahme die wedelnde Hand oder, noch näher rückend, die fahrig zappelnden Finger.
Maisch- und Schnarrenberger hocken im Biergarten, stöckeln durch die Natur und werden, weil sie nämlich keine Genehmigung haben, in der besten Szene des Films von einer verehrungswürdigen bajuwarischen Matrone vom Bootssteg vertrieben. Am Ende wissen wir: Die Ministerin hat entfernte Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen. Und ein solches im Kabinett Kohl zu wissen, stimmt uns übers Wochenende milde und auch wiederum ein klein wenig optimistisch. Herr Dittmeyer
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