piwik no script img

■ StandbildProbleme nach Maß

„Weibliche Polizisten“ bei „Ilona Christen“, Mittwoch, RTL, 15 Uhr

Das Geheimnis dieser Talk- Show ist ihre Beliebigkeit. Ob Stiefmütter, böse Nachbarn, Penner oder, wie am Mittwoch, Polizistinnen, alles wird auf die gleiche Weise verhackstückt. Natürlich nicht schlecht. Ilona Christen ist eine Profifrau, die ihre Gäste abzufragen weiß. Und die sind aus der Masse der Bewerber bestens ausgewählt und so präpariert, daß sie im richtigen Moment das Rechte ausspucken können. Zögern ist tabu. Dann gibt es sofort eine stützende Nachfrage.

Die vier Polizistinnen, zwei aktive, eine ausgestiegene und eine frischgebackene Pensionärin, beherrschten ihre Lektion und antworteten brav eine nach der anderen. Die Pensionärin durfte aus den Anfängen ihrer 33jährigen Dienstzeit erzählen, als Frauen bei der Polizei noch „Kinderpolizei“ oder „Krampfadergeschwader“ hießen und nur für Kinder und weibliche Jugendliche zuständig waren. Die Ausgestiegene erzählte von ihrer vorpolizistischen Vergangenheit als „Ökotante“ aus der Frankfurter Szene, und die beiden Aktiven gaben Einblicke in den modernen Polizistinnenalltag: Heute müssen Frauen alles machen, auch nachts Streife fahren, wenn sie schwanger sind. Und wer beruflich weiterkommen will, tut gut daran, auf den Erziehungsurlaub zu verzichten. Für Ilona Christen ein Anlaß, die Pensionärin wieder ins Gespräch zu bringen: „Aber Sie waren Dienststellenleiterin.“ War sie, und Familienpause hat sie auch gemacht. Womit das Talk-Show- Gleichgewicht wieder hergestellt war. Ein bißchen problemeln darf es schon, aber bitte in Maßen. Was zählt, ist der Mensch. Der tüchtige Mensch, der tapfer seinen Mann steht. Ganz so wie die vier von der Polizei, die übrigens bestens dabei abschnitten.

Bleibt die Frage: Was hatte Jürgen Roland in der Sendung zu suchen? Daß er kein besonders heller Gesprächspartner ist, weiß man. Und daß seine Krimis wenig über den Alltag bei der Polizei erzählen, weiß man auch. Offenbar sollte der prominente Gast der Damenrunde als schmückendes Beiwerk dienen. Was einer gewissen Komik nicht entbehrte: Neben den selbstbewußten Polizistinnen sah er ziemlich alt und dürftig aus. Mehr als seine in eine Lederjacke verpackten Körpermassen hatte er nicht zu bieten. Der Redaktion ein Kompliment für diesen amüsanten Einfall! Heide Soltau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen