■ Standbild: Tele-Fruchtzwerg
„Arabella“, Mo., 14 Uhr, Pro7
Tina findet „Appetit holen ist in Ordnung. Aber gegessen wird zu Hause.“ Urs dagegen hat „früher gerne mal an verschiedenen Gläsern genippt“, damit aber mittlerweile aufgehört. Wir wissen, daß uns Häppchenjournalismus schon lange schwer aufstößt. Die „Arabella“-Hotline dagegen meint auf Anfrage, daß man doch über so ein Thema auch einmal offen reden muß.
Obwohl wir eigentlich längst wissen, daß uns die nachmittäglichen Talk-Shows mit ihrem banalen Themenbüfett mittlerweile aus den Ohren herauskommen, haben wir Programmverkoster uns natürlich am Montag doch wieder alle vor dem Fernseher versammelt und „Arabella“ probiert. Man reichte uns das Thema „Fremdgehen“, ein Dauerbrenner auf der telegenen Speisekarte der täglichen „Ich habe auch was zu sagen“-Talk- Shows, in denen sich die Protagonisten mit den Programm-Usern spiegeln sollen und es vielleicht sogar tun.
Denn wer von uns Mittdreißigern, die wir werktags um 14 Uhr gemeinhin unserer Werktätigkeit nachgehen, ahnt schon, ob sich die vierzehnjährigen Schulheimkehrer nicht wirklich für die Frage interessieren, ob es Angelika richtig macht, wenn sie die Uni als „Kontaktbörse“ für sexuelle Abenteuer begreift und allein in diesem Jahr neben ihren ca. zehn Seitensprüngen drei (!!) feste Beziehungen geführt hat. Von solchen Vorstellungen von Dauerbindungen irritiert und von den rasanten Schwenks und Schwanks der Handkameras überfordert, kommt man sich doch ziemlich alt vor.
Vielleicht also ist diese Arabella Kiesbauer, die immer wieder bemüht ist, „das Sexuelle jetzt mal mit einzubeziehen“, ja wirklich ein Gewinn für die Bravo '94-Generation, die doch kaum noch willens sein soll, einem Gedanken mit mehr als einem Nebensatz zu folgen. Vielleicht aber ist das auch nur die Wahnvorstellung einiger Mittdreißiger in den Programmredaktionen, die selbst kaum noch zum Nietzsche-Lesen kommen, weil sie als Berufsturnschuhträger immer das Ohr an den Puls der Zeit halten müssen. Ich jedenfalls erinnere mich daran, daß ich als Vierzehnjährige eines partout nicht mochte: auf flott getrimmte Jugendprogramme, in denen eine 28jährige auf 15 macht und auf du und du mit mir meine vermeintlichen Probleme verhandelt. Letztlich hat sich daran nichts geändert. Nur daß ich schon lange nicht mehr 14 bin. klab
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