Standbild: Dallas meets Mainz
■ "Vor der Fußball-WM - Eine illustrierte Schaltprobe"
„Vor der Fußball-WM – Eine illustrierte Schaltprobe“, 20.50 Uhr, ZDF
Die Telekom verdient am besten an uns Alten. Obwohl wir doch eigentlich wissen, daß das Faxen kinderleicht ist, rufen wir trotzdem mit banger Stimme beim Empfänger an und fragen: „Ist mein Fax auch tatsächlich durchgelaufen?“ Warum sollte das ZDF nicht zu ähnlicher Angst stehen? Weiß man denn wirklich, ob zu Hause auch alles gehört wird?
Am Montag abend machte die Anstalt aus Mainz die Probe aufs Exempel: Es galt, unter Live-Bedingungen die Satelliten-Leitungen zur Fußball-WM zu überprüfen: ein echter WM-Test, was sonst?
Im Bild: Thomas Wark, der Mittelscheitel des Senders, im Studio zu Dallas, braunlackierte Halbschuhe, im Hintergrund eine Studiouhr: „Dallas 13.52, Mainz 20.52“, der Moderator ohne Sakko. „Es ist heiß hier“, sagt er, echt amerikanisch eben. Dann kommt der ZDF-Spaßvogel Hennes Gally und zeigt uns ein paar Stadtaufnahmen, auch solche Viertel, die von Schwarzen bewohnt werden: „Soccer“ interessiert sie nicht, einer wird im deutschen Stadion putzen. „Er wird keine Karte für die Ehrentribüne haben“, erfahren wir. Klar, die Schwarzen drüben sind eben ganz arm dran.
Plötzlich Bewegung im Studio, ja, unser Rolf Töpperwien, direkt aus Chicago: „Schwül ist es hier.“ Ein Filmchen über die DFB-Mannschaft, wie sie aus dem Flugzeug steigt, besonders hübsch dabei DFB-Chef Egidius Braun mit einem Baseballkäppi, dann der Presseraum, einige Empfangsdamen (Töppi: „rechtzeitig fertig frisiert“). Die Digitaluhr zeigt „20.59“ (Mainz): Wann werden wir endlich die Strippenzieher sehen, diejenigen, die für das TV-Gelingen bürgen? Wann echte Amerikaner, verschwitzt, Parabolantennen richtend? Gleich ist die Schaltprobe vorbei. Wann ruft Thomas Wark in Mainz an und fragt: „Bin ich auch zu sehen?“ Seine braunen Lackschuhe glänzen immer noch, sie scharren nicht einmal auf dem Studioboden. Schade. Ein echtes Kind seiner Zeit, der Wark. Er weiß immer, daß die Schaltungen stimmen, er ruft nie an, zweifelnd, daß das Fax auch wirklich die Botschaft woanders hintransportiert hat.
Wark ist modern. Wark ist nicht mit uns, er versteht nicht, was wir befürchten. Wark macht keinen Spaß. Jan Feddersen
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