■ Standbild: Der Camp
Alles eine Frage des Stils – Die Pet Shop Boys, Mo., 21.15, 3 Sat.
Zwischen zwei Fußballspielen stellt man fest, daß die größeren Stars in der Popmusik kreiert werden. Prince ist hübscher und auch gelenkiger als Riedle, und die Pet Shop Boys sind wunderbarerweise Fans von Fußball und Leben. Sie lieben Ikonen, an Madonna den Sex und an Bruce Springsteen seine handsome Arbeiterhaftigkeit. Nur den eigenen Erfolg versteht das Duo nicht ganz, so oft Steve Jenkins in seinem 30-Minuten-Portrait auch nachhakt. Das erste Mal die Nummer eins der US- Charts zu sein, fand Sänger Neil Tennant eher bedenklich, „weil wir komplizierte Signale ausstrahlen“.
Also sucht Jenkins nach Meinungen zum Mythos hinter den sanften Giganten von Ibiza-Disco und Schwulen- Clubbing und findet in Liza Minnelli eine gesprächige Partnerin: „Sie sind verstörend.“ Oder einen Videofilmer: „Sie sind gegen alle Regeln des Marketing.“ Verlegen schmunzelt Tennant bei Fragen nach dem Wesen des Pop: „Nicht die Stimme macht Pop faszinierend, sondern die Verpackung.“ Die Verpackung – das sind Mondino-Zwirn und Chevignon- Jäckchen, Videoclips von Derek Jarman, der Fünf- Uhr-Tee mit der Queen, das Restaurant off Broadway, der Camp. Wenn man den Glamour abzieht, bleibt ein trauriges Lächeln. Das gehört wiederum zur Antilegendenbildung: Die Pet Shops mögen keine Rockmusik, die wie bei U 2 Heiligkeit verspricht. Freundlich unverbindlich reihen sich solcherlei Exkurse entlang der Oberfläche aneinander. Manchmal erfindet der Übersetzer vom ZDF den Sinn dazu. Als Neil Tennant seine Melancholie in der Künstlichkeit der Unterhaltungsindustrie verteidigt, macht der Sprecher daraus ein Bekenntnis gegen die Ziellosigkeit. Harald Fricke
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