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StandbildGedankenarme Sexware

■ "Der nackte Osten"

„Der nackte Osten“, Donnerstag, 20.15 Uhr, ARD

Es gibt zwei beliebte Medienthemen, bei denen im voraus schon ziemlich klar ist, was zu sehen sein wird: Sex und DDR. Sex wird entweder schwer besorgt oder mit leicht belustigt-überlegenem Ton präsentiert; DDR- Themen werden fast durchgehend aus der Position des Siegers behandelt. Jede DDR-Schweinerei dient dann dazu, das herrschende System als beste aller denkbaren Welten darzustellen. Wenn beides miteinander kombiniert wird, wird's notwendigerweise noch gruseliger.

Alles in diesen 45 Minuten war vorhersehbar. Es begann mit nackten Ostlern am Ostseestrand, was sowieso schwachsinnig war, da Nacktbaden mit Sex nicht allzuviel zu tun hat. Dann kam ein Sexforscher und sagte, in der DDR sei Sex verdächtig gewesen. Zombieworthülsen wie „Anarchie der Lüste“, die die „lustfeindlichen“ DDR-Herrscher gefürchtet hätten, tauchten auf; Michael G. kam des Wegs. Er mußte sich früher seine Sexpuppen und Latexklamotten selber herstellen. Der Ärmste! So sind halt die Diktaturen.

Die notorische Stasi pflegte auch mit Sexfotos zu erpressen, erfuhr man, und Marx und Lenin hätten sich nicht zur verbotenen Pornographie geäußert, deshalb sei nicht definiert gewesen, was darunter zu verstehen sei. Kicher, kicher. Die Super-Zeitung diente als Beleg dafür, daß Honecker Pornoliebhaber gewesen sei. Gähn! Von der mit der Vereinigung errungenen „erotischen Freiheit“ war die Rede, heuchlerisch wurde ein Minütchen noch über die Sexindustrie geklagt. In der DDR sei jede Lust vom Staat kontrolliert worden, suggerierte das Filmchen, in dem Freiheit mit der Freiheit zu kaufen gleichgesetzt wurde und es vor allem um den freien Zugang zu Sexwaren ging. Besonders anders als im Westen waren die dargestellten DDR-Prüderien nicht.

Außer schönen Amateuraufnahmen und Filmausschnitten gab's nichts DDR-Spezifisches zu sehen. Dinge, die sich nicht ins Klischee fügen – zum Beispiel, daß der Geschäftsführer der „Deutschen Sexpartei“ in Thüringen zum Führer der „Deutsch-Nationalen Partei“ avancierte, daß der Westen gleichzeitig Pornowaren lieferte und das Nacktbaden einschränkte –, interessierten die Autorin nicht. Schmerzlos und ohne Spuren zu hinterlassen glitt ihre gedankenarme Sexware ins Hirn der Zuschauer. Detlef Kuhlbrodt

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