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■ StandbildBlablabla

„Sprechfunk Kuttner“,

Montag, 15.45 Uhr, 3Sat

Eine „Call-in-Show“ ist die symbiotische Verbindung von Radio und Telefon. Leute, die gerade nichts Besseres zu tun haben, rufen an, um mit einem Moderator im Studio zu plaudern, und zwar on air – zum voyeuristischen Vergnügen der übrigen Hörerschaft. Seit neustem geht dieses schon bimediale Genre auch noch eine Liaison mit dem Fernsehen ein. Komisch. Kann es doch eigentlich nichts TV-Unspezifischeres geben als eine Show, bei der man nichts anderes sieht als eine Person in einem Studio und nichts anderes hört als zwei Stimmen, von denen eine durchs Telefon auch noch rüde verzerrt wird.

Einer der erfolgreichen On-air-Talker ist der ORB- Telefonist Kuttner. Angefangen hatte er 1991 im Radio. Letzten November schaffte er mit seinem „Sprechfunk“ den Sprung ins ORB-Fernsehen, seit Juli ist er nun sogar auf 3Sat zu sehen, dadurch gleichsam überregional als Kultfigur geadelt. Dabei passiert auch bei Kuttner nichts anderes, als daß irgendwelche Leute ihre vagen Gedanken zu irgendwelchen Themen an den gleichfalls vagen Einwürfen des Moderators reiben. Hörprobe: „Frauen sind irgendwie anders als Männer“ – „Det ist ziemlich jut und präzise gesagt.“ Derart kreisen die Nullsätze umeinander, beruhigend allein in ihrer offenkundigen Banalität: Hier reden Leute wie du und ich, auch sie haben nichts zu sagen, tun das aber mit vielen Worten. Trotzdem besticht Kuttners „Sprechfunk“ durch eine gewisse Schönheit. Das liegt vor allem an der gelungenen TV-Aufbereitung. Hübsche Minitrailer und Ausschnitte aus DDR- Filmen unterfüttern das Wortgeplänkel mit einer selbstironischen Doppelbödigkeit. Fernsehen entlarvt sich hier augenzwinkernd als das, was es so oft ist: Blabla mit bunten Bildern. mum

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