■ Standbild: Hirn aus, Spot an / 75mal "Mann-o-Mann"
75mal „Mann-o-Mann“, Samstag, 21.55 Uhr. Sat.1
So haben wir uns das Saturday- Night-Fever in der Großraumdisko immer vorgestellt. Im Zwielicht der Lichtorgel johlt und stampft das dauergewellte Publikum, während sich entfesselte Vorstadt-Travoltas Luftgitarren- und Karaokewettbewerben hingeben. Zweifellos bemühte sich SAT.1 anläßlich der 75. Mann-o-Mann-Sendung um Authentizität, denn zum Jubiläum wurde der Disko-Mann- o-Mann gewählt.
Ursprünglich sollte die Show von der Porno-Versandhaus- Chefin Teresa Orlowski moderiert werden, doch sein Jubiläum wollte sich Peer Augustinski wohl nicht nehmen lassen. Schließlich ist er einer der wenigen, die den Wechsel vom öffentlich-rechtlichen zum Privatfernsehen ohne Niveauverlust überstanden. Viel tiefer wäre es auch nicht mehr gegangen. So wenig wie das strahlende Weiß seiner Haare hat sich die Qualität seiner Witze verändert. „Die hat Kurven, daß sie Leitplanken braucht“, zotete er los, und flugs fühlte man sich in eine Folge von Klimbim versetzt. Jenem pubertierenden Komödienstadel, der sich im Fernsehprogramm der siebziger Jahre geradezu verwegen ausnahm und verschämt in den dritten Programmen versteckt wurde. Doch während die Klimbim-Familie erwachsen wurde, machte Peer Augustinski die bettnäßrige Unterhaltung zu seiner Lebensaufgabe.
Derart prädestiniert bat er auch in seiner 75. Mann-o-Mann- Show zehn Kandidaten zum Ausloten ihrer Schamgrenzen. Obwohl sich alle durch knallharte Vorausscheidungen auf deutschen Tanzflächen für den Showdown in SAT.1 qualifiziert hatten, scheiterte die Hälfte bereits in der ersten Runde am Darwinismus der SAT.1-Disko. Denn der folgte strengen Gesetzen: Nur wessen Zoten klar unter der Gürtellinie lagen, bekam die Sympathien des weiblichen Publikums, das den Statistinnen der unterbrechenden Mon-Cherie-Werbung frappierend ähnlich sah.
„Ich bin zwar nicht gut zu Tieren, aber gut zu vögeln“, brachte Alexander aus Alsfeld die sonnenbankgebräunte Südkurve im Studio zum kreischen. Doch im Mehrkampf aus Tanzeinlagen, Gesangsdarbietungen und Fragerunde blieb auch er auf der Strecke. Den Titel erkämpfte sich Gerd aus Bremerhaven, der sich als Preis die Reise nach Amerika aussuchte. Dabei gab es auch eine Bar für den Partykeller. Oliver Gehrs
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