■ Standbild: Gute Nacht, ARD
„Nachtmagazin“, Dienstag, 0.35 Uhr, ARD
Eine Erwartung immerhin wurde nicht eingelöst: Das neue ARD-„Nachtmagazin“ betreibt kaum kostendämpfendes „Tagesthemen“-Recycling. Die einzige 95prozentige Überschneidung ergab sich beim Bericht über die Ermordung des russischen Journalisten Wladislaw Listjew. Während Thomas Roth in den „Tagesthemen“ seine Bilder live kommentieren mußte, hatte er später im „Nachtmagazin“ ein Bild dazugemixt und das Ganze neu vertont.
„Wegen der nächtlichen Sendezeit werden wir allerdings eine etwas leichtere Mischung anbieten“, hatte zuvor ARD-Aktuell-Chefredakteur Ulrich Deppendorf erklärt. Der Zufall wollte es, daß seine Ausführungen ausgerechnet bei einer „Tagesthemen“-Doublette mit Leben erfüllt wurden: Im Bericht über den politischen Aschermittwoch kritisierte Renate Schmidt in den „Tagesthemen“ Waigels Steuer- und Finanzpolitik. Im „Nachtmagazin“ spießte sie eine Bemerkung auf, die CSU „müsse auch das Risiko eingehen, Frauen aufzustellen“. Trotzdem lohnte das lange Aufbleiben lediglich wegen eines einzigen Beitrags: Der Flensburger Danfoss-Chef, Vorsitzender des Verbandes Nordmetall und derzeit im Streik auf Hardlinerkurs, zahlte seiner eigenen Belegschaft heimlich 4 Prozent mehr.
Als unlängst die ZDF- Konkurrenz „Heute Nacht“ startete, schaute Nina Ruge im Schloß Bellevue nach, ob Christiane Herzog noch alle Tassen im (klassizistischen) Schrank hat. Derartige investigative Höhepunkte erspart uns das „Nachtjournal“. Trotzdem geht es hier wie da weniger um profilierte Formate als ums strategische Besetzen von Programmplätzen. In diesem Sinne „gute Nacht, ARD!“ Manfred Riepe
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