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■ StandbildAbgesoffen

„Schmidt-Show“, Samstag, 22 Uhr, N3

Mein Gott, was hätte das schön werden können! Georgette Dee, die raumgreifendste Diseuse Deutschlands, und Corny Littmann, der stolzeste Unterhaltungskapitän Hamburgs, gemeinsam in einer Show – man möchte meinen, daß da im „Tivoli“ zwangsläufig ein offkulturelles Kleinod vom Stapel hätte laufen müssen.

Und doch zeigte uns der NDR nur den traurigen Untergang eines pompös aufgemotzten Kreuzfahrtschiffes, auf dem nicht einmal Terry Truck seinen Chopin spielen durfte: Ermuntert von ihrem tosenden Auftrittsapplaus, gab uns Georgette zunächst ein derart fulminant vorgetragenes Solo über den Wahnsinn „Supermarkt“, daß sie schließlich auf dem sorgsam aufgebauten Buffettisch zu stehen kam und wir im stillen hofften, Littmann zöge sich sogleich einsichtig von der Bühne zurück. Aber leider hatte man sich für den Abend eben einiges vorgenommen, wollte „Hochzeitstag“ feiern und etliche Gäste empfangen. Und so kam Gatte Corny dann doch wieder hinter der Bühne hervor, auf daß sich das höchst ungleiche Paar die verabredeten Stichworte boulevardesk um die Ohren werfen sollte.

Daß Partnerin Georgette zwar hervorragend zum Improvisieren taugt, kaum aber zum Aufsagen ihr eingebleuter Texte, hat die Diva aber schon etliche Male unter Beweis gestellt. Und so sah man ihr die Aufregung beim Chargieren auch allzu deutlich an. Da halfen nicht mal mehr die überall aufgestellten Schampusflaschen: Richtig aus dem vollen schöpfte die Dee nur, wenn sie sich – wohl aus purer Verzweiflung – gelegentlich selbst von der dramaturgischen Leine ließ.

Ansonsten wirkte alles unglaublich konzeptlos zusammengestoppelt: Dunja Reiter sang – zum Hochzeitstag! – eine deutsche Version der Hinterbliebenenhymne „I will survive“, um dann ihr höchst ehrenwertes Anliegen vorzutragen, Geld für ihre Landsleute in Bosnien zu sammeln. Jürgen Marcus schmetterte (ohne Stichwort) eine kleine Schlagerparade, und Krista Sager erklärte der armen Georgette auf Anfrage, was eine Abseitsfalle ist. Damit hatte sie den Nagel unfreiwillig auf den Kopf getroffen: Wenn die Gags alle in die entgegengesetzte Richtung stürmen, pfeift der Zuschauer eben ab. klab

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