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■ StandbildTV-Reinheitsgebot

„Frisch eingeschenkt“ (1), ZDF, Samstag, 14.55 Uhr

Seit einiger Zeit taucht im ZDF- Nachmittagsprogramm immer wieder unverhohlene Schleichwerbung auf, zum Beispiel in der Computershow „X-Base“, in der Computerspiel-Hersteller redaktionell verbrämte Werbung für ihre Spiele machen können. In der Sportsendung „Xtreme“ erschien dauernd das Logo der Zigarettenmarke „West“. Und die neue Serie „Frisch eingeschenkt“ ist bei Licht betrachtet eine Dauerwerbesendung für Bier aus deutschen Landen. Zufall oder vielleicht der Versuch, die zurückgehenden Werbeeinnahmen des ZDF aufzufangen?

„Frisch eingeschenkt“ soll uns Bier als Kulturgut nahebringen. Was man da nicht alles erfährt über den „goldgelben Gerstensaft“, das „flüssige Gold“, das für viele „ein Grundnahrungsmittel“, ja „eine Weltanschauung“ sein soll. Von zirka zwei Millionen Alkoholkranken in Deutschland ist begreiflicherweise nicht die Rede. Ein Luftballon mit deutlich sichtbarem „Löwenbräu“-Logo segelt – begleitet von sanfter Kaufhaus- Muszak – über deutschen Bierlandschaften und nimmt uns mit nach Babylon, wo das Bier vor 6.000 Jahren erfunden wurde, zu der Brauerei des Klosters Andechs und, eins, zwei, g'suffa, ins Münchner Hofbräuhaus. Einige Bierexperten geben auswendig gelernte Statements ab, und zum Schluß erfahren wir das Rezept für Kalbshaxe in Biersud, erhältlich bei der Redaktion gegen einen frankierten Rückumschlag: Eine ziemlich öde PR-Euro-Norm-Kiste.

Aus dem Abspann ließ sich leider nicht entnehmen, ob auch hinter dieser Bierserie wieder der deutsche Brauerbund steckt. Die Bonner Lobbygruppe, die eine der in puncto Schleichwerbung, Product placement und Redakteursüberlistung trickreichsten deutschen PR-Organisationen ist, hatte bereits im vergangenen Jahr an der Serie „Deutschland, deine Biere“ für die ARD „mitgearbeitet“. Nachdem die Bierlobby nun erfolgreich die beiden öffentlich-rechtlichen Programme unterwandert hat, wäre als nächstes eigentlich ein Privatsender dran. Wir warten auf „Hoch die Tassen“ bei RTL. Ein Prosit der Bestechlichkeit. Tilman Baumgärtel

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