Standbild: Hausbesuche
■ "Gottschalks HouseParty", Sa., 21.30 Uhr, Sat.1
„Gottschalks House-Party“, Sa., 21.30 Uhr, Sat.1
Schon oft ist versucht worden, die heimelige Sehsituation des Fernsehguckens in das Medium selbst zu tragen. So präsentierte uns Hans-Joachim Kuhlenkampff schon 1975 in nobler Hausjacke seinen „Feuerabend“. Aber die „Gesellschaftsspiele vor dem Kamin“ verschwelten damals alsbald, ohne je nennenswerte Herzenswärme bei den Zuschauern hinterlassen zu haben. Erfolgreicher vermittelt uns da schon Alfred „Boulevard“ Bio seinen Hausbesuch: Gast für Gast erweiterte er seine hinlänglich gemütliche Talkrunde, die sich allerdings konsequent an ein und demselben Thema abarbeiten muß – wie wir es daheim auch tun würden, wenn wir mehrere Leute um einen Tisch versammelt hätten. Am Samstag nun streifte sich erstmals Thomas Gottschalk in seinem mit Küche und Kamin (sic!) ausgestatteten TV-Heim die Pantoffeln über: Zu einer „House-Party“ hatte er geladen, in der es „ganz entspannt“ zugehen sollte. Aber der neue Hausherr war noch nie ein wirklich guter Gastgeber. Letztlich interessiert sich Thomas Gottschalk von jeher zuviel für sich selbst und zuwenig für seine Interviewpartner, als daß man ausgerechnet von ihm ein anregendes Tischgespräch hätte erwarten können.
Und tatsächlich wirkte das Ganze schrecklich angespannt, verfuhr Gottschalk doch nach der rüdesten aller Talkmethoden: Hektisch gaben sich seine Gäste die Klinke in die Hand, um – wie Günter Strack oder James Belushi – rasch ihr neustes Projekt zu bewerben und dann auf Nimmerwiedersehen im Hinterzimmer zu verschwinden.
Es gibt eben doch einen Unterschied zwischen dem Fernsehmachen und dem Fernsehgucken. Denn weil der Zuschauer seiner Funktion nach eben nur zuschaut, erwartet er von seinem Gastgeber, daß der ihn nicht nur einlädt, sondern auch den Abend gestaltet. Wie unkommunikativ und damit passiv diese Rezeptionshaltung ist, zeigte der einzig interessante Teil von Gottschalks „House-Party“: Heimlich hatte man im Wohnzimmer der Zuschauerin Ingeborg Müller aus Stein bei Nürnberg Kamera und Mikrophon installiert. Nun konnte sie sich mit ihrem Gastgeber tatsächlich live und via Bildschirm unterhalten. Allein: Es fiel ihr – verständlicherweise – außer ein paar kichernden Kieksern nichts ein. Viel nichtssagender als Gottschalk war sie damit freilich nicht. Klaudia Brunst
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