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■ StandbildSiebeneinhalbherzig

„7 1/2“, Informationsmagazin, Mo. bis Do., 19.30 Uhr, arte

Ein deutsch-französischer Sender, der einmal ein europäischer werden möchte; einer, der seinem französischen Publikum bislang zu deutsch und den Deutschen zu französisch erscheint – arte hat es nicht leicht, wenn es sich vornimmt, mit einem „europäischen“ Magazin die nationalen Blickwinkel der Zuschauer zu knacken. Das Konzept klingt gut, im Mittelpunkt ein „Thema des Tages“ mit „überraschenden neuen Standpunkten jenseits nationaler, konformer Meinungen“.

Nur, ach, die ersten beiden Sendungen spiegelten eher die Verkrampfung einer Theaterpremiere, bei der allzu sehr auf die Kulturfunktionäre in der ersten Reihe gestarrt wird. Die Schwerpunktthemen politisch- korrekt statt überraschend: am Montag eine regelrechte Werbekampagne für die Europäische Währungsunion, Dienstag dann die Frage „Lohnverzicht gegen Arbeitsplätze?“, Deutschland und Frankreich im Vergleich.

Im ausführlichen Interview durfte sich jeweils Frankreichs politische Klasse präsentieren, einmal von oben, einmal von unten: Ex-EG-Präsident Jacques Delors, tags darauf der Chef der Eisenbahnergewerkschaft, Bernard Thibault. Neues hatten sie natürlich nicht zu sagen.

Moderator Dominique Bromberger, auch ein Franzose, konnte einem da richtig leid tun. Wie sollte er solchen Politprofis mit präzisen, provokativen Fragen Überraschendes entlocken (im französischen Journalismus ohnehin unüblich), wenn er gleichzeitig auf den Wissensstand der deutschen Zuschauer Rücksicht nehmen mußte? Und wo die französische Version noch Inhalte durch rhetorische Eleganz ersetzen kann, bleibt für die deutschen Zuschauer, trotz der ausgezeichneten Simultandolmetscher, letztlich nur noch Politgelaber.

Erfrischend waren dann die originellen Reportagen aus anderen Ländern, vom alternativen Kabel-TV in Dänemark, das die Leute zur Abschaffung des Fernsehers erziehen will, über ethische Investmentfonds in Großbritannien, bis zur Europatournee von Spaniens „Nuevo Flamenco“-Star Joquín Cortez.

Doch sie blieben Garnierung für ein immer noch binationales Magazin. Um den europäischen (Weit-)Blick zu finden, müßte sich die Perspektive (genauso wie die Interviewgäste) erst mal aus der deutsch-französischen Umklammerung lösen. Michael Rediske

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