■ Standbild: Im Reich der Kalauer
„7 Tage – 7 Köpfe“, Freitag, 22.15 Uhr, RTL
Karl Dall, Rudi Carrell, Hellmuth Karasek, Jochen Busse – alles keine Menschen, mit denen man unbedingt allein sein möchte. Und deswegen ist es gut, daß „7 Tage – 7 Köpfe“ sie an einem Tisch vereint. Obendrein stopfte man noch Bärbel Schäfer und Gaby Köster aus dem hauseigenen Talentschuppen in die neue Talkrunde. Diese verwegene Versuchsanordnung entpuppte sich als bunter Moderatorenstrauß, der fortan auf launige Art die vergangene Woche Revue passieren ließ.
Das Kalkül, daß sieben Hobby-Komikern mehr Pointen einfallen als einem allein, ging tatsächlich auf. Dabei bedienten Rudi Carrell und Karl Dall erwartungsgemäß die niederen Humorinstinke, indem sie sich gegenseitig mit Tiefschlägen eindeckten. Auf der Gegengeraden saß Bärbel Schäfer, die außerhalb ihrer Sprechstunde wohltuend wenig sagt und es dankenswerterweise bei einem charmanten Dauerschmunzeln beließ. Ganz anders der schwitzende Mann neben ihr: Hellmuth Karasek – inzwischen vom Fernsehen derart angefixt, daß er kaum mehr eine Einladung ausschlägt. Immer gut für den kleinen intellektuellen Hunger zwischendurch, obwohl ihm noch manchmal der Spiegel-Mann durchgeht: „Für Rudolf Scharping ist Verachtung noch zu viel.“
Böse Worte in einer ansonsten ungezwungenen Freestyle- Pöbelei über die Themen der Woche. „Das können auch mal Heinos Nierensteine sein“, bemerkte dazu Jochen Busse, der als stocksteifer Stichwortgeber des satirischen Wochenendrückblicks wunderbar neben sich stand. In bekannt verkniffener Manier preßte er allerlei Trockenes hervor: „Der bewegte Mann war ein international komischer Film.“ Da lachte selbst Rudi Carrell. Sogar echt.
Überhaupt war im „Reich der Kalauer“ (RTL) alles anders als sonst: Statt des zwanghaften Ringens um Pointen nebst einstudierter Heiterkeit gab es spritzige Schlagfertigkeit zu bewundern, die das Publikum mit wohldosiertem Applaus honorierte.
Mithin eine Sendung, die zu den schönsten Hoffnungen Anlaß gibt: Vielleicht hat Gastgeber Jochen Busse ja noch ein paar Stühle frei für die Kollegen von Sat.1. Dann säßen sie eines fernen Freitagabends alle beisammen, die Spaß- und Unterhaltungsmacher des deutschen Fernsehens, und wir könnten sie in einem Rutsch abhaken. Oliver Gehrs
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