■ Standbild: Recht hübsches Lalülala
„Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“, Dienstag, 20.15 Uhr, RTL
Im stillen kann man ja auch mal Hoffnungen knüpfen an die wundersame Sendervermehrung der letzten Jahre. In Sachen Fernsehserie zum Beispiel wäre noch mancherlei zu verbessern. RTL hat auf diesem Gebiet immerhin einige Meriten erworben. Nicht umsonst gab es in der Kategorie Serien jüngst diverse Grimme-Preis-Nominierungen für die emsigen Kölner. „Balko“, „Kommissar Beck“ und „Doppelter Einsatz“ erhoben sich deutlich über den Durchschnitt, und selbst „Eine Frau wird gejagt“ war zumindest bemerkenswert als Versuch, sich von gängigen Krimischemata zu lösen.
In jüngerer Zeit aber schien RTL zum ZDFismus zu regredieren. Flauwitzig und optisch reizlos wurde Edgar Wallace zerfilmt, „Der Mann ohne Schatten“ ist wie eine „Derrick“- Episode, in der der dröge Namensgeber nicht auftritt – zäh, langatmig und ohne Pfiff. Angesichts dieses Elends wirkt „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ beinahe wieder ermutigend, wenngleich man den tapferen Autobahnwärtern zurufen möchte: Cobra, übernehmen Sie sich nicht!
Obwohl noch jung an Jahren, trägt der eine doch schwer an seiner Vergangenheit bei der GSG 9, erledigt selbst sein Liebesleben am Rande der Autobahn und klopft gern naßforsche Sprüche. Erstes Ziel derselben ist sein Partner, womit die klassische Buddy-Film-Konstellation gegeben wäre. Frozzelnd, aber in der Sache einig, jagten die beiden einen Erpresser, der sich in diesem Fall nicht von der Familie Duck, sondern von Tim & Struppi inspirieren ließ, was eine recht hübsche Variante darstellte. Der Kracher aber waren die säuberlich auf knapp zwei Stunden Spielzeit verteilten Stunts: Autos, die sich durch die Luft schraubten, zusammenprallten oder einander hinterherhetzten. Das war durchaus dynamisch in Szene gesetzt und bereitete destruktiv veranlagten Gemütern einigen Spaß.
Nach dem vergleichsweise spektakulären Pilotfilm beginnt kommende Woche die Serienroutine mit den üblichen Sechzig-Minuten-Folgen. Erst dann wird sich erweisen, ob Rand- und Standstreifen tatsächlich in ausreichendem Maße Themen hergeben. Pikant zudem: In dieser Folge muß Hauptdarsteller Johannes Brandrup gleichsam gegen sich selber antreten – er ist zeitgleich bei Sat.1 in einem TV- Movie zu sehen. Harald Keller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen