■ Standbild: Das will ich sehen!
Die wirklichen Revolutionen geschehen im stillen: Ganz heimlich und ohne daß irgend jemand davon Notiz genommen hätte, hat sich das ARD-Programm in eine Endlosserie verwandelt. Im nachhinein weiß natürlich wieder mal keiner, wie alles anfing, aber feststeht, daß Clarissa „das Biest“ von Anstetten auf einmal auch in „Praxis Bülowbogen“ die Männer unglücklich machte und daß Felix, der rothaarige Rotzlümmel vom „Marienhof“, wenig später auch in „Aus heiterem Himmel“ einen schwer erziehbaren Jugendlichen spielte.
Vor einigen Wochen zog dann N3-Ansagerin Leonore „das Gesicht“ Capell als Andrea in die WG von Svenja und Sülo im „Marienhof“ ein – kurz nachdem Jürgen „Gutmensch“ Fliege ebendort ein Gastspiel als Svenjas Seelentröster gegeben hatte.
Kein Zeifel: Die ARD macht ernst mit der Corporate identity – jener Zauberformel, die die PR-Strategen umtreibt. Bestimmt müssen wir nicht mehr lange warten, bis Susan Stahnke die Patienten im Wartezimmer von Günter Pfitzmann begrüßt und Jan Hofer („Ich bin zwar ein toller Kerl, habe aber trotzdem keine Freunde“) in Helmut Rehmsens Kontaktshow auftritt. Vielleicht ruft ja Meike „Sophie“ Gottschalk aus Düsseldorf für ihn an – nachdem der olle Henning sich nun nach der Verbotenen Liebe mit Tanja aus dem Staub gemacht hat. Wahrscheinlich, weil er in Kürze die Nachfolge von Til Schweiger als Assistent bei Hannelore Elsner antreten wird.
Die Zwillinge (wer weiß das so genau?) Jan und Julia aus der „Verbotenen Liebe“ präsentieren dann im Wechsel die „Tagesschau“, während Sülo, der ja nun, da Svenja vom „Marienhof“ nach Paris gezogen ist, dringend eine neue Aufgabe braucht, wie Jörg Kachelmann vor der Wetterkarte herumhampelt. Und für Uli Wickert wäre da noch etwas Platz in den Werbeblöcken ...
Und irgendwann wird Jürgen „Gutmensch“ Fliege endlich den Russen und den Tschetschenen zu sich ins Studio einladen, um den beiden mal beizubringen, daß man, statt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, Konflikte auch mit Worten austragen kann. Wenn Boris Jelzin dann ins Stocken gerät oder Dschochar Dudajew in Tränen ausbricht, wird Jürgen Fliege ihnen das Händchen halten, tief Luft holen und sagen: „Das ist jetzt sicher alles sehr schwer für Sie, darum erzähle ich die Geschichte mal selbst weiter: Dann haben Sie also Pjerwomajskoje sturmreif geschossen ...“ Boris Jelzin wird aufschluchzen, erleichtert und getröstet, weil ihm endlich mal jemand zuhört, und übernächste Woche gemeinsam mit Svenjas Vater die Entziehungskur antreten. „Es wird viel passiern ...“ Clarissa Täglich
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