piwik no script img

■ StandbildFleißarbeit

Party! – der lange Tanz des Techno, Di., 21.00 Uhr, ZDF

Nachdem der Spiegel der Love Parade bereits sämtliche Aspekte abgerungen hat, die so ein gähnendes Sommerloch gebietet und selbst die Zeit aus jahrelanger selbsterwählter Techno- Agonie erwachte und den Rave doch für gut befand, durfte man sich ja wohl zu Recht fragen, was das ZDF dem durchgenudelten Sujet noch abgewinnen wollte.

Wie befürchtet, nichts Neues. Erzählt wurde ausschließlich Altbekanntes, allerdings kam eine Milieuverortung selten akribischer daher: Wer den mächtig augenzwinkernden (Ironie!) Einstieg artig ertrug, wurde mit einem umfassenden Crash- Kurs zum Thema belohnt: Über Kraftwerk gings zügig nach Detroit, flugs in die Schließfachdisko Tresor und dann per Air-Rave zur ganz großen Techno-Gaudi nach Ibiza.

Als Interviewpartner wurde zielsicher alles herausgepickt, was in der Szene einen Namen hat: Die DJs Sven Väth, Westbam, Marusha, die Drogenberater von Eve & Rave und natürlich der notorische Frontpage-Handlungsreisende Jürgen Laarmann. Der allerdings wie immer schön breit: „Was soll das Gelaber?“

Gute Frage. Denn tatsächlich erwies sich der immer wieder auftauchende Quasi- Experte von der Uni Essen als völliger Fehlgriff, der willkürlich seine soziologischen Allgemeinplätze einstreute: Der Raver konsumiert gern.

Trotzdem: Wer diese Fleißarbeit gesehen hat, kann den Werdegang des Techno aus dem Untergrund zu den Drehständern vor H & M ganz gut nachvollziehen. Und das ist für eine derart metastasische Jugendbewegung schon eine ganze Menge. Oliver Gehrs

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen