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■ StandbildSchunkeljauche

Stimmung, Sa., 20.15 Uhr, ARD

Die große Samstagabend-Unterhaltungsshow ist ein Relikt aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Die Woche über wurde geklotzt, Sonnabend stumpfte die Familie vor der Glotze. Außer Kulenkampff, Frankenfeld und später Carrell gab es nichts. Inzwischen ist das Publikum für dieses Programmformat – zum Glück – am Aussterben. Dennoch hängt vor allem die ARD gerade an dieser Programmform der zelebrierten Heiterkeit, die den Inbegriff von Spießigkeit und unbemerkter Isolationsfolter darstellt. Nach Susanne Fröhlich und ihrer angenehm schrägen Kuppelshow bekommt nun Bernd Stelter seine Chance zu dieser Sendezeit: Ein nicht unsympathisches Kerlchen, klein, selbstironisch, kommt die Showtreppe herunter. Stelter liefert sich ein Armdrücken mit Gewichtheber Rolf Milser und parodiert Helmut Kohl. Sicher hat er mehr drauf, doch keine Zeit, dies unter Beweis zu stellen. Kein Kontakt, kein Spiel mit dem Publikum kann entstehen, denn Stelter muß eine unsägliche Masse Musik- und Tanzprogramm abspulen. Schunkeln hier, Beinchen hoch dort. Ironische Feinheiten werden schlicht niedergewalzt, und Steltes Grinsen bei der Anmoderation schwimmt auf dieser dröge im Bildschirm schwappenden Schunkeljauche wie Fettaugen auf der Suppe. Die Idee, gerade die reaktionäre Tradition des Schützenfests als thematischen Rahmen zu wählen, wirkt seltsam antiquiert. Aber irgendwie kommt das Unterhaltungsgenre durch eine solche thematische Anleihe mit traumwandlerischer Sicherheit zu sich selbst. Denn sogar der Versuch, die Show durch Paradiesvögel wie Guildo Horn leicht ins Schräge abgleiten zu lassen, mißlang. Niemand merkte, daß Guildo schrill sein sollte. Er und die Bläck Fööss paßten nahtlos in dieses Ekel-Event, das wie aus einem Guß und aus den späten 70ern wirkte. Diese ganzen Ballett- und Musikeinlagen erzeugen wie von allein eine bedrohliche „Stimmung“, bei der das Publikum in den mentalen Stechschritt fällt. Es fehlt der Goldene Schuß für die letzten Unterhaltungsjunkies. Manfred Riepe

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