■ Standbild: Maulfaule Schlote
„Ehepaare: Die Schmidts“, Sonntag, 23.10 Uhr, ZDF
Die Genschers waren schon mal da, die Raus und die Biedenkopfs. Man sollte meinen, Gastgeber Ruprecht Eser hätte allmählich Routine im Umgang mit Politikerehepaaren. Wenn ja, hat ihm das bei den Schmidts allerdings nicht viel geholfen.
Denn Helmut und Hannelore Schmidt stellten gleich eines klar: Fernsehreporter waren ihnen schon immer ein Graus, und ihr Eheleben geht eigentlich keinen was an. Und wenn Herr Eser unbedingt eine Sendung darüber machen will, muß er schon selbst sehen, wie.
Während die Schmidts gemütlich Kette rauchten – das nun ein wahrlich seltenes Ereignis im deutschen Fernsehen –, kämpfte Herr Eser verzweifelt gegen hanseatische Maulfaulheit. Vergebens. Bereits nach wenigen Minuten gab er auf und wurde zum Stichwortgeber, der nur noch hastig seinen Fragenkatalog abhakte – und sich erleichtert in die vorbereiteten Einspielfilmchen rettete.
Eine Qual für alle Beteiligten. Auch für die Zuschauer, die hier in eine jener Situationen gerieten, in denen man machtlos Peinlichkeit für andere empfindet. Aber hier litt man nicht für Leute, die sich in Talkshows gern schaurig- schön um Kopf und Kragen reden. Hier galt es auszuhalten, daß keiner etwas sagen wollte – und zu sagen hatte. Sich windend fragte man sich: Wird Helmut Schmidt gleich wieder in Altherrenpose eine Frage abschmettern? Wird Loki gleich wieder unerschrocken eine Belanglosigkeit von sich geben und mit zur Seite geneigtem Köpfchen triumphierend um Zustimmung bitten? Und: Wird Herr Eser bis Sendungsende durchhalten? Wir wissen es nicht. Wir konnten es nicht mehr mit ansehen...
Warum die Schmidts überhaupt gekommen sind? Um zu rauchen, natürlich. Barbara Häusler
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