■ Standbild: Promi-Overkill
„Wetten, daß ...?“ So., 20.15 Uhr, ZDF
Immer wenn „Wetten, daß...“ vor der Tür steht, ist beim ZDF Großkampftag. Da werden Satellitenleitungen ins All bestellt und prophylaktisch sämtliche Prominente angerufen, die den Showredakteuren auf Anhieb in den Sinn kommen. Dumm nur, wenn plötzlich alle zusagen und abends auf der Matte stehen. Darunter so übliche Verdächtige wie Phil Collins, Sting und Cliff Richard (mit furchtbarem George-Michael-Bart).
Aber es kam noch anachronistischer. Als die „Supergäste“ (Gottschalk) Michail und Raissa Gorbatschow aus der Kusisse trippelten, schallte ihnen aus dem Hannoverschen Publikum (spätestens seit der Tennis-WM ein Garant für Bombenstimmung) ein rythmisches „Gorbi-Gorbi“ entgegen – wie weiland vorm Palast der Republik, wo eben jener Gorbi den Spruch des Jahrhunderts zu klopfen wußte: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Und wer bleibt, den bestraft das ZDF mit einer Sonderschicht. Geschlagene drei Stunden dauerte das Showungetüm, bei dem die Wetten zwischen Spendenaufrufen und Promiparade nur noch ein Nischendasein führen. Soviel Zeit hatten selbst die russischen Rentner nicht, weswegen Christiane Herzog zuweilen völlig allein vor sich hindöste, während die zottelige K-Familie Weihnachtslieder sang und Gottschalk für notleidende Kinder in Osteuropa sammelte.
Nichts gegen die Gorbatschows und die mundgeblasenen Schokoladennikoläuse unserer First Lady – aber müssen sich denn die besten Menschen der Welt ausgerechnet sonntagabends auf Gottschalks Couch treffen? Da ist dann auch ein Schwulenwitze reißender Arnold Schwarzenegger nur ein schwacher Trost. Oliver Gehrs
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