■ Standbild: Beamtenmikado
„Tresko“, Freitag, 20 Uhr, Sat.1
Beste Voraussetzungen für die neue Sat.1-Reihe um den BND-Agenten „Tresko“: ein aktuelles Thema (Mauss!), hervorragende Schauspieler (Adorf! Landgrebe!) – ein gutes Drehbuch ist da doch nur noch Formsache. Denkste.
Die erste halbe Stunde sehen wir Mario Adorf alias Tresko dabei zu, wie er abwechselnd durch Frankfurt und Prag wandert. Er verstrickt sich dabei immer tiefer in eine BND-interne Verschwörung, uns schlafen derweil die Füße ein. Seine Gattin, die Journalistin Katrin (Gudrun Landgrebe) recherchiert für die Zeitschrift „Punkt“ und denkt an Fakten und die Leser. Wir denken ans Umschalten. Währenddessen werden Waffen in ein imaginäres Land „Ost-Afrika“ verschickt, aber bis der wahre Bösewicht (Blech alias Hans-Peter Korff) entdeckt ist, mag die Zeit einfach nicht vergehen. Der BND ist eben auch nur eine Behörde. Daß Tresko vor Erhalt einer Kamera zunächst einmal zwei Formulare ausfüllen muß, ist insofern ein netter Einfall. Aber müssen Adorf und seine Kollegen, ob sie nun Agenten mimen oder nicht, deswegen den ganzen Film hindurch Beamtenmikado spielen?
Abgesehen davon bleibt jedoch die große Frage: Wie kann ein Krimi mit so hochkarätiger Besetzung nur dermaßen langweilig sein? Die Antwort liefert freundlicherweise die Sat.1-Presseabteilung. In einem PR-Interview sagt Mario Adorf, daß er gerne mit Gudrun Landgrebe spielt. Leider scheidet ihr Charakter aber in einer der Folgen aus. „Damit sie nicht nur zehn Minuten zu sehen ist und dann stirbt, haben wir nach ,Tresko – Amigo-Affäre‘ (heute, 20 Uhr) zwei weitere Filme gedreht und an den Anfang der Reihe gestellt.“ Der erste Tresko-Teil also eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme? So sieht er jedenfalls aus.
Immerhin, gelernt haben wir doch noch was: Auf dem Höhepunkt der Jagd auf den vermeintlichen Spitzel Tresko sitzen dessen Vorgesetzte im Büro vor dem Fernseher. Es läuft die Sat.1-Nachrichtensendung „18.30“, in welcher das Verschwinden des Agenten gemeldet wird. Gaststar Ulrich Meyer – als Schauspieler auch nicht wesentlich unseriöser als gewöhnlich – spielt sich selbst (Grimmepreis!). „18.30“ als Nachrichtenquelle des BND? Jetzt wissen wir wenigstens, warum unser Geheimdienst so schlecht informiert ist. Stefan Kuzmany
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