■ Standbild: Keine Leichtigkeit
„Lieber reich und glücklich“, Mo., 19.25 Uhr, ZDF
„Beim Laufen stark behindert ist der Polizist, der zuviel frißt“, ruft der Dichterkommissar Stanewski seinem jüngeren Vorgesetzten Anders nach. Der kanzelt seinen kurz vor der Pension stehenden Kollegen ab und unterzieht den Autoverkäufer Meiringer einem strengen Verhör. Doch der ist gar nicht unschuldig, wie Stanewski mit Instinkt und Poesie herausfindet, sondern nur vom hochverschuldeten Gastwirtehepärchen Evelyn und Peter mißbraucht worden...
Nicht, daß das Drehbuch konstruierter wäre als die übrigen Plots vom Peter-Zingler-Fließband. Auch der Klischee-Konflikt zwischen dem erfahrenen alten Kommissar und dem bürokratischen jungen Vorgesetzten bereitet eigentlich kein Problem. Schließlich stellt das Genre Muster bereit, deren geschickte Variation zuweilen Neues hervorbringt. Diesmal gelingt dies jedoch nicht. Diesmal machen eine umständliche und ungeschickte Dramaturgie den Film zu einem zähen Krimivergnügen. Die schlecht besetzten Nebenrollen werden durch langatmige Dialoge und uninspiriert ausgearbeitete Spielszenen auch nicht gerade kompensiert. Unentschieden schwankt die „Krimikomödie“ zwischen österreichischem Humor und schwiemeliger Psychologie. Hilflos versucht die videoclipartig inszenierte Sequenz des zweiten Banküberfalls dem Film eine Leichtigkeit mitzugeben, die leider zu keinem Zeitpunkt entsteht.
Am Ende macht Stanewski sich die Borniertheit seines Vorgesetzten zunutze, um die kreditwuchernde Bank zugunsten einiger Geschädigter gehörig zu erleichtern. Doch selbst der pfiffige Schluß funktioniert nur, wenn man ihn nacherzählt und nicht in diesem drögen Krimi miterlebt. Manfred Riepe
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