piwik no script img

■ StandbildSchwangere Masochisten

„Rendezvous des Todes“, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Ungerührt ließ Alexander den Hummer in den Kochtopf gleiten, derweil Sabine wie ein Magnum-Werbespot am Fenster saß: „Is' doch Tierquälerei, was du da machst.“ – „Das finden die Franzosen nicht“, sagte Alexander, und Sabine erwiderte: „Na, die würden doch auch mit Atombomben würzen.“ Was wollte uns diese Szene sagen? Daß ein Film mit solchen Dialogen so schlecht nicht sein kann oder daß Sabine glücklich verheiratet ist und von nix weiß?

Nachdem uns bereits am Montag das ZDF vorgeführt hatte, wie Sophie von Kessel Recht und Ordnung in die sado- masochistisch unterkellerte Provinz bringt, war zwei Tage später der Rest der ersten Reihe dran. So machten die „Wilden Herzen“ der ARD Hamburg zum Tatort und Karoline Eichhorn zur Laienermittlerin. Nur daß hier nicht der eigene Vater sadistischen Sexspielchen verfallen und die prostituierte Schulkameradin das Mordopfer war, sondern der eigene Ehemann Alexander und die eigene Schwester Ulrike.

Die war außer Mordopfer auch noch Pornodarstellerin, Masochistin und schwanger vom Schwager. Alexander hingegen hatte sich durch Geschwistermord schon früh zum Einzelkind gemacht und Ulrikes Ableben derart hinterhältig als Suizid inszeniert, daß weder die Polizei noch die glückliche Ehefrau davon wissen konnten.

Überhaupt wußte Sabine 90 Minuten lang immer genausowenig wie der Zuschauer. Und weil sich ausgerechnet auf ihrem Anrufbeantworter Ulrikes letzter Hilferuf befand, entwickelte sie erst Schuldgefühle, dann investigative Neugier: „Warum hast du mir das nie erzählt?“ fragte sie ihre Schwester Christa: „Warum erzähl' ich dir das eigentlich alles?“ fragte sie den Pennerdarsteller Dirk Bach, und warum mußte Sabines gemäßigte „Blue Velvet“-Initiation in einem konventionellen Gerechtigkeits- Showdown enden, frage ich.

Vermutlich deshalb, weil Drehbuchmitautor und „Glücksrad“-Vorspannregisseur Richard Huber beim Lilo-Wanders-Gucken nicht richtig aufgepaßt hat und Menschen mit S/M-Präferenzen laut Drehbuch als „denaturiert veranlagt“ begreift. Christoph Schultheis

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen