■ Standbild: Vollkommen sinnlos
„Hausfieber“, Sa., 20.15 Uhr, RTL
Es gibt jetzt, auch Linda de Mol hat schon davon gehört, eine neue Realität: die virtuelle. Die sieht ungefähr so aus, daß Hermann auf einem roten Ball balanciert und Birgit, seine Frau, getrieben von Gier und Frau de Mol, „Schneller, Hermann, lauflauflauf, lauf um Dein LEBEN!“ ruft. Und dann muß Birgit die Frage beantworten, wie denn die Hauptstadt von China heißt, was sie mindestens genauso fordert, wie ihren Hermann der Balanceakt. Hermann ist bald am Ende seiner Kräfte: Vorher wurde ihm ein Gerät ans Auge angeschlossen, und er durfte die Augen nicht schließen, und der Apparat war vollkommen sinnlos, aber er sah sehr technisch aus. Oder hat es ihn so mitgenommen, daß ein unsympathischer Mann vor laufender Kamera seine Wohnung unter Birgits „Schmeiß alles raus!“-Rufen nach einem Indianerarmband durchsucht hat?
Mit dem Eigenheim im Wert von 500.000 Mark wurde es jedenfalls nichts, die beiden werden wohl weiterhin bei Birgits Mutter unterm Dach wohnen. Schade, aber vielleicht besser so, das Fertighaus hätte das Paar später ihrer jetzt noch kleinen Tochter gegenüber in Erklärungsnot gebracht: zum 18. ein VHS-Video der Show, Enttäuschung, Peinlichkeit, Zerwürfnis, Alkoholismus, Drogensucht. Schuld wäre Linda de Mol gewesen, wer sonst, und genau die wäre irgendwann wieder aufgetaucht, mit neuer Show („Jobfieber“?) und neuer Krawatte, und hätte alle in die richtige Kameraposition geschubst und zuckersüß „Wie fühlt Ihr euch?“ gefragt. Und vielleicht wäre es Hermann gewesen, vielleicht auch irgendein anderer gedemütigter Kandidat, der ausgeholt und ihr, wiederholt Götz zitierend, die Krawatte abgeschnitten hätte. Oder so ähnlich. Stefan Kuzmany
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