■ Standbild: Lizenz zum Infarkt
„Telephon, Hollywood ist dran“, Do., 23.30 Uhr, ARD
Ein Tag in Hollywood. Früher langweilte sich Harald Belker bei Mercedes-Benz. Jetzt kritzelt er als überbezahlter Batmobil-Designer ein paar Linien auf Millimeterpapier. Könnte ich das nicht auch, und – wichtiger – könnte ich es besser?
Was Hollywood angeht, so kennt sich unsereins beunruhigend gut aus. Der Wohndistrict Hollywood hat mal bessere Tage gesehen (Häuser ab 1.200 Dollar monatlich), und der berühmte Hollywood Boulevard ist auch nur ein schäbiges Stück Straße. Das alles und noch viel mehr erzählt Regisseur Lothar Schröder: zwölf deutsche Karrieren in 45 Minuten, und alle sollen etwas sagen dürfen. Wolfgang „Air Force One“ Petersen verbreitet gute Laune im Büro, Kamera-Genie Michael Ballhaus dieselbe am Pool und Francis Schoenberger, Stern-Schreiberin und seit 20 Jahren deutsch-amerikanisches Karrieren-Kontakt-Büro, sagt: „Hollywood ist die Stadt der Angst!“ Außerdem zeigt Schröder neben Schauspielerinnen, die hoffentlich nie welche werden, auch die ewig kellnernden Talente und die grauen Eminenzen des Business, Produzenten, Casting und Art Direktoren.
Hollywood ist eben keine Kunstakademie, man muß nicht einmal ordentlich sprechen können, um dort ein Röllchen zu spielen, und Ralf Moeller ist „Conan, der Barbar“, weil „kein störender Text“ steht zwischen ihm und den „Mächten des Bösen.“ „Telephon, Hollywood ist dran...“ ist zwar hübsch ironisch, vor allem aber gehetzt – Infotainment-Raffke mit der Lizenz zum frühen Herzinfarkt. Herr Schröder, machen Sie es doch künftig wie in Hollywood: ganz langsam. Wolfgang Petersen hat schließlich auch fünf Jahre Däumchen gedreht, bevor er das erste Mal „action“ sagen durfte. Anke Westphal
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