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■ StandbildIm Maikäferkarton

„Das Lied zum Sonntag“, Fr., 23.05 Uhr, ARD

Achtung, es kommt ein Karton! Pst, innovativ! Ein Zwölf-Minuten-Format! Was die ARD-Herren im Januar orakelten, verschärfte der Vertreter der Kartonfabrik NDR, Jürgen Kellermeier: „Die ARD läßt sich an Innovationskraft von niemandem übertreffen!“ Beim „Lied zum Sonntag“, fortan 12 x freitags als satirisch gemeinte Stammtischpolitik gesungen, sei jedes Mittel recht, das Erfolg verspricht: „eine Neuheit auf Basis einer Kultfigur und Fernsehlegende“. Mit letzterer ist Wolfgang Menge gemeint, das 74jährige „misanthropische Genie“, dessen Ekel Alfred auch nach zirka 26 Jahren in der 33. Wiederholung noch aus einem Millionenpublikum ein Herz und eine Seele macht.

Was dann aber kam, am Freitag nach den Tagesthemen, war ein K-a-r-t-ö-n- c-h-e-n – mit Luftlöchern drin, wie kleine Jungs sie machen, damit die Maikäfer nicht eingehen. Zwölf Minuten können ja ganz schön lang sein. Und krampfhaft – wie Menges Alfred-Aufguß „Motzki“ und nun eben Alfred-Enkel Arnold. Der heißt auch Tetzlaff, sieht aber aus wie Kommissar Schmücker vom „Polizeiruf 110“, weil's der Jaecki Schwarz ist. Umständlich gedrechselt holperten die Dialoge mit den sächsischen Obermeiers in der Chor- Pause über den Kneipentresen. Die Stichworte gab die „dusselige Kuh“ Edith noch tumber als Alfreds Else, weil Menge, wie er selbst sagt, für den Frauenpart einfach nix anderes einfiel.

Und wenn nächsten Freitage noch 'n Karton kommt und der Chorleiter – in echt Menges Sohn David, Kreiskantor in Gifhorn – den Jaecki-Arnold dazu verdammt, einem unbeholfenen 68er-Lehrer den Rang im Labern abzulaufen, wird's auch nicht besser. Ulla Küspert

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