■ Standbild: Kämpfend zum Spiel
„Blind Date“, Di. 20.15 Uhr, Pro7
Die Arzthelferin Louisa ist alleinerziehende Mutter, und zusammen mit ihrer Busenfreundin Christa bewegt sie sich geflissentlich am Rande des Nervenzusammenbruchs. Kurz vor ihrem großen TV- Auftritt bekommt Christa hektische Flecken im Gesicht, Louisa springt ein und lernt vor der Kamera den Plattenmanager Markus kennen, lieben und hassen.
Das klingt zwar nicht gerade originell, ist aber streckenweise solide in Szene gesetzt. Anno Sauls Fernsehfilm „Blind Date“ beginnt als Mediensatire im Studio der TV- Show „Herzblatt“. Wo die Kandidaten wie dressierte Affen Sprüche aufsagen, erklärt Louisa, daß sie einen neuen Typen erst mal vögelt und sich anschließend verpißt, „wenn er nichts taugt“.
Das Publikum ist begeistert. Daß der Producer sich ob dieser quotenbringenden Ehrlichkeit die Hände reibt, ist ein Zynismus, den der Film nicht weiter reflektiert. Die Medienkritik zählt auch nicht zu seinen Stärken. „Blind Date“ findet — wie man im Fußball sagt — über den Kampf zum Spiel. Louisa und Markus arbeiten sich heftig aneinander ab. Dabei knackt es einige Male im dramaturgischen Getriebe. Das liegt daran, daß der Regisseur versucht, realistische Figuren zu entwickeln, die nicht Pointen abspulen. Witz hat der Film, weil er keine Komödie ist.
Claudia Messner als Louisa nimmt man den doppelten Streß mit Kindern, Beruf und hysterischer Freundin ab. Der oftmals fehlbesetzte Herbert Knaup wirkte früher immer wie ein Möbelpacker, doch als Musikproduzent Markus mit Halskrause kann er hier seine Sperrigkeit mal einsetzen. Die Kinder wirken wie üblich altklug, doch das ist man ja inzwischen gewöhnt. Insgesamt durchwachsen, aber beachtlich. Manfred Riepe
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