■ Standbild: Nerviges Geraune von der Insel
„37 Grad: ...und alle träumen von Mallorca“, Dienstag, 22.15 Uhr, ZDF
„Es gibt eine Insel, auf der Freiheit noch als Freiheit gilt. Eine Insel, fremd und doch so vertraut; eine Insel.“
Es gibt Intro-Kommentare aus dem Off, fremd und doch so vertraut, bei denen man den Fernseher eigentlich sofort abstellen möchte. Doch womöglich hat Autor Willi Waschull seinen Text irgendwie ironisch gemeint. Schließlich sah man zum bedeutungsschwangeren Geraune den Peter mit Gattin auf einer Harley eine Strandpromenade langzockeln. Und so erfuhr man, daß das Paar aus Düsseldorf auf Mallorca ein Hotel hat und somit irgendwie prototypisch gemeint war. Eins von drei Aussteigermodellen. Desweiteren: Schwäbin Sabine auf Sinn- und Arbeitssuche sowie „Künstler“ Nils, Schöpfer potthäßlicher Werke. Seit über 20 Jahren auf der Insel, hat er das mit der Integration prima hingekriegt und bekam dafür auch die besten Laubsäge-Kommentare ab: „Seine vier Kirchenfenster haben einen leuchtenden Abdruck auf der Insel hinterlassen.“ Damit's Idyll recht stimmig daherkomme, unterschlug Waschull mal eben, daß Nils' Dorf Valldemossa allenfalls zwischen 18 und 9 Uhr begehbar ist, weil der Ort davon lebt, täglich Tausende von Touristen durch Gemächer zu schleifen, in denen Frédéric Chopin und George Sand einst überwinterten. Dafür gab's fern von Ballermann und Titten hübsche Postkarten-Motive (mit ins Bild lugenden Zweiglein) und dezidiert „kritische“ Untertöne. Von wegen Träume, Freiheit, Paradies und so. Zwar gibt's auf Mallorca zu Überfremdung und Gegenmaßnahmen auch Zahlen und Fakten, aber man kann das Problem natürlich auch anders angehen: Total persönlich. Reinhard Lüke
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