■ Standbild: Wenn Ute weint
„Fliege“, Mo., 16 Uhr, ARD
Ute Ohoven ist traurig. Über das Elend der Welt. Ute hilft Menschen. Kindern in Not. Eine gute Christin. „Die Weltmeisterin im Betteln“, gurrt Pastor Fliege. Und Ute lacht. Die Goldkettchen klingeln. Sie sammelt Geld. Für die Armen. Von den Reichen. Kommt an der Sekretärin vorbei. Eine gute Christin. Ist Unesco-Sonderbotschafterin. Nicht die deutsche Di, nicht Mutter Teresa: „Wenn es Gott auf Erden gibt, dann war es diese Frau.“ War schon in Kalkutta. Elend, Elend. „In Kalkutta trage ich Jeans, T-Shirt und Turnschuhe.“ Auf Bahnhof tote Mutter, totes Kind. Achtlos steigen Menschen über Leichen. Ute weint. Eine gute Christin.
Nach der Sommerpause. Am Montag. Der neue „Fliege“. Im neuen Studio. Blau und stromlinienförmig. Wie ein Schiff. Mit Holzboden. Wie Turnhalle. Keine Bühne. Fünf Sessel. Nicht erhöht. Direkt vor Publikum. Muttis in Pullis. Fliege im Dunkeln. Dann: „1.057 Glühbirnen und 50 Scheinwerfer.“ Werden gleich eingeschaltet. Alles klatscht. Die neue Aktion „Pluspunkte“. Menschen helfen Menschen. Zusammen mit Super-Illu. Zur ersten Show: Die Liga des Mitleids. Klausjürgen Wussow, Karl-Heinz Böhm, Michael Stich und Ute Ohoven: „Stars mit Herz.“ Helfen allen Kindern. Applaus – mit Krebs – Applaus – mit Aids – Applaus – in Not – Applaus. Ute hat schon 30 Mios gesammelt. Elend, Elend. Publikum applaudiert. Und fragt: „Wie verkraftet man das eigentlich?“ Wussow hat nur 28 Mios. Stich hat Stiftung gegründet. Und Böhm hat „Wut, Wut ...“. Schluß der Show: „Die Welt, das können wir nicht ändern. Wir alle nicht. Das wissen wir. Wir können's nicht ändern“, ruft Ute Ohoven. Unternehmersgattin. Aus Krefeld. Eine gute Christin. Applaus. Michael Ringel
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