■ Standbild: Kirche, Mord & Onanie
„Hurenmord – Ein Priester schweigt“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Katholiken haben es gut! Wenn sie sündigen, gehen sie beichten und bereuen. Schlecht geht es katholischen Priestern: Sie müssen sich nicht nur das Gebeichte anhören, sondern den Sündern anschließend auch noch die Absolution erteilen. Ganz schlechte Karten aber haben Priester wie Pater Thomas Fauser, die ihr Amt ernst nehmen.
Da muß der Pater erst einem „Hurenmörder“ die Beichte abnehmen und dann hilflos mitansehen, wie ein Unschuldiger verhaftet wird. Das stürzt den braven Gottesmann in eine tiefe Gewissenskrise: Das Beichtgeheimnis darf er nicht preisgeben, sonst fliegt er aus der Kirche; schweigen aber darf er auch nicht, sonst würde ein Unschuldiger verurteilt werden. Und Harald Krassnitzer war für die Rolle des gepeinigten Seelsorgers geradezu prädestiniert: Bereits als „Bergdoktor“ kurierte er körperliche und seelische Gebrechen.
Krassnitzers Gegenspieler im Kampf um den inneren Frieden mimte Florian Martens. Doch dessen für einen Kommissar allzu elegante Erscheinung machte den Gesetzesmann schon bald verdächtig. Als er den Zuschauern auch noch als onanierender Voyeur präsentiert wurde, war klar: „Der Kommissar ist der Mörder!“
Halbwegs interessant wurde die Story durch Fausers Mentor Pater Paul („Melde es der Polizei“) und seine leibliche Schwester Anna, die sich zu allem Überdruß in den Hurenmörderkommissar verliebte ... Der Schluß war dann zwar nicht gerade überraschend, aber das dümmlich-ungläubige Gesicht von Pater Thomas, als ausgerechnet er den Hurenmörder erschoß, entschädigte für die Hänger dieses „großen Sat.1.-Films“. Edwin Feindt
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