■ Standbild: Pilzherd
„Mobbing Girls“, Freitag, 18.55 Uhr, ARD
Vor einigen Jahren tauchte eine mysteriöse Frauenkrankheit auf: der Hefepilz im Darm. Heute werden die damals pilzartig produzierten Darmbüchlein bei Hertie verramscht, denn zum Ausbruch kam eine neue Ur-Epidemie, das sogenannte Mobbing. Dessen Nährlösung ist der traditionelle Ort des Frauenberufs.
Der unaufhaltsame Aufstieg der Marieschen Millowitsch, die vormals japsend im Schreibpool der kultivierten ZDF-Frauenserie „Girlfriends“ herumpaddelte, ließ Zuschauerinnen hoffen, daß der Mikrokosmos Büro nur ein Wartesaal ist und Gerechtigkeit auf Erden herrscht. Auch in der Telefonzentrale des Versandhauses Quickborn, Schauplatz von „Mobbing Girls“, agieren nominell zu Mädchen regredierte Tippsen, doch herrschen hier vielfach vorsintflutlichere Sitten. Mehr noch scheint die neue Sitcom, freitags auf den Armesündersendeplatz zwischen „Marienhof“ und „Herzblatt“ verbannt, ein nagelneuer Pilzherd zu sein, so ganzheitlich peinlich wirkt die keulenschwingende Darbietung. Vier generationsübergreifend alberne, stutenbissige Büro-Stuten (besonders penetrant: Ingrid van Bergens post-klimakterische Puffmutti) halten plötzlich angeblich super zusammen, wenn's darum geht, den Bürohengsten und ihresgleichen ordentlich Saures zu geben.
Anscheinend hatten die Set-Writer von der Bavaria den Auftrag, Infantilität mit Humor zu verwechseln, denn wie einen Haufen übermüdeter Viertkläßlerinnen beim Kinderfasching läßt man die Akteure über die eigene Pointenlosigkeit wiehern, daß man hinter der demonstrativen Unzurechnungsfähigkeit der Produktion wohl nur einen kollektiven, mysteriösen Pilzbefall vermuten kann. Monie Schmalz
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