■ Standbild: Bruce aus Bochum
„Liebe mich bis in den Tod“, RTL, 20.15 Uhr
Lydia ist Ärztin; Uwe ist Stahlarbeiter und Kampfsportler. Als Lydia ihren Beruf am verletzten Uwe ausübt, funkt es ganz schicksalhaft und offensichtlich sexuell. Das behauptet zumindest dieser Film in der Regie von Michael Keusch, den man am nächsten Morgen mit sich herumträgt wie einen schönen, aber links wie rechts am Zeh drückenden Schuh.
Das soziale Mismatching in der Liebe zwischen höherer Tochter (Christine Neubauer) und proletarischem Bruce Lee aus Bochum (wunderbar kurz angebunden: Claude-Oliver Rudolph) wird sehr ungeschönt ausgemalt – was trotz aller melodramatischen Romantik und Weichzeichnerei unter all dem üblichen Wohlstands- Hotelbesitzer-Serienquark ausgesprochen angenehm auffällt. Lydia fühlt sich in Uwes Stammkneipe nicht recht wohl. Uwe weiß das pikierte Hochhüpfen der Augenbrauen in Lydias CDU- Familie besser zu kontern.
Die tollsten Sätze rutschten Lydias alter Omi aus dem Mund: „Immer dieses Streiken! Behalten Sie doch einfach Ihren hübschen Arbeitsplatz!“ „Aber Oma, Uwe hat die Sicht des Arbeiters.“ „Dabei sieht er so nett aus!“
Die Nichtakzeptanz des Partners sowohl in Lydias als auch in Uwes Soziotop strukturiert den Film. Lydia wird in der Klinik so gedemütigt, wie es nur Chefärzte können. Uwe geht nicht mehr streiken. Am Ende siecht Uwe gondelfahrend in den Armen der liebenden Lydia an einem Hirntumor dahin. Venedig sehen und sterben. Das mit Venedig geht soweit in Ordnung, nur... Als kommunistisch sozialisierter Zuschauer ärgert man sich: Warum, verdammt noch mal, kann es nicht auch mal gut ausgehen zwischen einem proletarischen Romeo und einer Fabrikantentochter-Julia? Anke Westphal
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