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■ StandbildDas 24. Mal

„Extra: Monica Lewinsky“, Do., 22.15 Uhr, RTL

Es ist ermüdend anzusehen. 23mal mußte Monica Lewinsky über ihr Intimleben aussagen; nun tat sie es noch einmal freiwillig vor dem TV-Journalisten Jon Snow und – immer wieder mal kurz dazwischengeschnitten – Birgit Schrowange. Tante meets Tussi, was kann dabei schon herauskommen? (Siehe Dokumentation rechts.) Lewinsky hat, was ihr Privates angeht, nichts mehr zu verlieren, muß aber pünktlich zum Erscheinen ihres Buches wegen Geld ins Fernsehen, klar. RTL lockte damit, daß das Interview – privat! privat! – in der Wohnung von Lewinskys Mutter stattfand. Also sahen wir im Hintergrund eine Bücherwand, die noch nie im Fernsehen zu sehen war.

Doch kann der Interessierte aus der peinigenden Veranstaltung etwas lernen: Das tragische Liebespaar sind nicht Präsident und Praktikantin, sondern der Einwanderer und seine Tochter. Bernard L., dessen Familie im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt wurde, hat seinen Lebenstraum verloren. Die bewegendsten Szenen stammten aus alten Interviews mit ihm. Und auffallend häufig sprach die 25jährige Scheidungswaise von ihrer Familie: Wie das Schlimmste für sie der Gedanke sei, ihr Vater könne sich im Starr-Report über ihre sexuellen Praktiken informieren. Doch ihr Habitus verriet einen gewissen Stolz, ohne den sie wohl auch kaum das spermafleckige Kleid aufgehoben hätte. Nur damit konnte sie es den älteren Herren, die sie verlassen hatten, heimzahlen, auch wenn sie das niemals zugeben wird.

Ein Geheimnis bleibt: Wie hat Monica es bis ins Weiße Haus geschafft? Mit den anderen Praktikanten hatte sie nichts gemeinsam: Sie habe sich eigentlich immer mehr für Mode interessiert als für Politik. Susanne Fischer

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