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■ StandbildKübler? Freese? Nokia!

„Siska“, Fr., 2015 Uhr, ZDF

„Leonardo war ein Genie. An der Vermarktung seiner Ideen war er nie interessiert“, heißt es über den von Christian Kohlund gespielten Penner. Seinen Namen hat man schon vergessen, wenn der „Siska“-Krimi zu Ende ist. Denn „Siska“ versucht einen Spagat zwischen „Derrick“ und einem normalen 90-Minuten-Krimi. Mit dem Ergebnis, dass viele Figurennamen eingeführt werden, über die ständig geredet wird: Kübler hat dies getan, Freese jenes. Wer war jetzt Freese?

Es geht also um dieses „Genie“ namens Leonardo. Er taucht nach fünf Jahren wieder auf, um seinem leiblichen Sohn mit schlechten Drehbuchsätzen und Geschwätz über Kerouac und die Route 66 der Mutter abspenstig zu machen. Außerdem ist er an der Vermarktung seiner Supererfindung interessiert. Das passt dem Unternehmer Probst gar nicht, der die Erfindung selbst vermarkten will. Kommissar Siska hat also zwei Mordverdächtige: die Mutter und Probst.

Was macht also Siska? Zunächst zückt er den Nokia 9110 Communicator (Gewicht: 254 g, Preis: zirka 1.200 Mark) und zeigt demonstrativ beiläufig, wie man mit dem Gerät sowohl telefonieren als auch wichtige Daten eintippen kann wie zum Beispiel die Straßennamen von Grünwald. Dort spielen nahezu alle ZDF-Krimis, dort spukt der Geist von Harry Klein – und die Bavaria Studios sind gleich nebenan. Und weil die Häuschen dort so nett und beschaulich sind, gibt es viele Szenen, in denen ein Wagen in eine begrünte Einfahrt fährt.

Wenn dann alle Wagen in allen Einfahrten sind, fügen sich die Stränge dieses routiniert-farblosen Reißbrettkrimis zusammen wie die Bretter eines Ikea-Regals. Die Mutter hat die Baracke Leonardos angezündet, doch der war da schon tot: Vergiftet mit einem Herzmittel, das der böse Probst am Ende auf einer Pressekonferenz (auf der er die Erfindung Leonardos als seine eigene Leistung preist) in die Kamera hält. Man kennt das: Der Kommissar verhaftet den Bösen, wenn es am schönsten ist. Und wenn er ihm mal entwischt ist, dann kommuniziert er mit Nokia noch heute. Manfred Riepe

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