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StandbildCharmantes Gelächter

„Maischberger“, Dienstag, 17.15 Uhr, n-tv

Sandra Maischberger und Werner Schmidbauer werden ab März wieder gemeinsam moderieren, wie einst zu Zeiten von „Live aus dem Schlachthof“. Einst als journalistisches „Kult-Duo“ apostrophiert, setzte der Ruhm der beiden Talker über die Jahre doch ein wenig Patina an.

Auf n-tv, dem „Sender für Entscheider“, können wir seit Anfang der Woche Frau Maischberger bei der Arbeit zuschauen. Solo. Der etwas lieblos zusammengezimmerte Vorspann zeigt sie beim investigativen Spaziergang durch die Hauptstadt, im Hintergrund Quadriga und Siegessäule, eine Frau am Puls der Zeit.

Ihr gegenüber saß am Dienstag der CDU-Politiker Bernhard Vogel, mit einem bildfüllenden Kassengestell auf der Nase und Augenringen, die er aus der Präsidiumssitzung mitgebracht hatte. Spendenaffäre, schwarze Konten, Sumpf – und dann dieser Gesprächspartner. Was fragt Maischberger den Vollprofi, um Licht ins Dunkel zu bringen? Vogel kenne ja seine Pappenheimer, „warum machen die Leute das? Helfen Sie mir . . .“ Und tatsächlich gründelt Vogel daraufhin im Allzumenschlichen und behauptet, angestachelt von Maischbergers zustimmendem Nicken: „Sie kennen das ja aus ihrem Bekanntenkreis.“ Maischberger pariert, ihre Bekannten hätten nicht das Land regiert, und Vogel fällt prompt zurück in den üblichen Ton vorgestanzter Verlautbarungen. Später spricht er vom Parteivorsitzenden und nennt ihn „Kohl“ – manchmal hat das absurde Medium eben nicht mehr zu bieten als Freudsche Fehlleistungen, aber die sind schon enthüllend genug. Maischberger weiß das und lächelt – und verwechselt ihren nächsten Gesprächspartner, CDU-Vize Christian Wulff, mit Jürgen Rüttgers. Schwamm drüber, die Sprüche sind ohnehin dieselben. Maischberger tut sich schwer, aber das tut sie charmant: Nach minutenlangem Ringen um Contenance befällt sie erst im Abspann der erleichternde, wenig fernsehgerechte Lachkrampf. Das hätten wir wirklich gerne noch gehört, doch da sind die Mikros schon abgeschaltet. Arno Frank

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