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StandbildInfantilfant

„DerElefant in meinem Bett“, Do., 20.15 Uhr, Pro 7

Einen „Kinderfilm für Erwachsene“ hat uns Pro 7 diesmal in seiner Eigenproduktionsreihe „Deutschland-Premiere“ versprochen. Man ahnt es: für Leute, die das Träumen nicht verlernt haben. Und heißa! Es wird dem Zuseher einiges an Kindlichkeit abverlangt an diesem Abend, der so auf die ganze Familie zugeschustert daherkommt, dass einem eigentlich schon fürs Anschauen allein Kindergeld zustünde. Wir sehen: Lennard (Peter Lohmeyer), einen „liebenswerten Chaoten“ und brotlos trompetender Möchtegern-Jazzer mit 200-Quadratmeter-Wohnung. In die ist ihm – man war berauscht – ein Elefanten-Infant zugelaufen, auf der Flucht vor absolut total skrupellosen Schindern. Jene – eine überzeichnete Werbeagentur-Karrierehexe, wie sie eine solche Klischee-Klamotte braucht, und ihr sadistischer Kumpan – sind freilich auf der Suche nach dem verlorenen Grautier. Das wird derweil im Rahmen einer Klamauk-Revue (featuring zwei vertrottelte Polizisten, einen Elefantenhaufen im Wohnzimmer, Oliver „Lichtblick“ Korittke als kiffender Kumpel u. a.) eifrig umhampelt. Ständig überschlagen sich fortan die Ereignisse, allein die Inszenierung bleibt plump und farblos wie der Titelheld. Zur disneyesken Nummer stößt Lennards Töchterchen: Sein Augenstern mag Elefanten. Doch die getrennt lebende Kindsmutter fordert seit langem Lebenswandelkorrektur ein, sonst folgt Kontaktverbot zum Chaoten-Papa. So beschließt der denn plötzlich, erwachsen zu werden, schließlich winkt ein Judaslohn für Elefantenverrat. Jetzt aber ist Töchterchen bitter enttäuscht – es folgen Pein, Reue und Rückbesinnung auf liebenswertes Chaotentum – ein pseudoanarchistisches Bieder-Happy-End. Bei der Rüsseltier-Befreiungsmission klappt’s so nebenbei mit der niedlichen Nachbarin, das Schlussbild lässt keine Wünsche offen: tiefer Fall der bösen Hexe, glückliche Menschen, zusammengeführte Dickhäuter . . . Ähem – wie wär’s mit Kinderfilmen für Kinder? Im Kinderprogramm? Josef Winkler

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