piwik no script img

StandbildIn den Klauen des MDR

„Guten Abend wünscht Dagmar Berghoff“, Sa., 20.15, MDR

Wenn eine öffentlich-rechtliche Anstalt einen öffentlich-rechtlichen Star würdigt, dann könnte es interessant werden. Vor allem, wenn es der MDR ist, der zur besten Sendezeit satte dreieinhalb Stunden „Die Erfolgsstory der Mrs. Tagesschau“ verspricht. Wie macht der MDR das? Wie kriegen die das hin?

Nun, tapfer saß Frau Berghoff geschlagene dreieinhalb Stunden ihrer Nemesis gegenüber, einem Menschen namens Jürgen Schulz. Wer unter dem Stichwort „Anbiederung“ im Brockhaus nachschlägt, der müsste dort eine Abbildung finden: graues Jakkett, schwarze Krawatte, anthrazitfarbenes Hemd, Schnauzbart: Schulz, Jürgen.

Dem geht Nonchalantes über die Lippen wie: „Sie waren die erste Frau in der ‚Tagesschau‘, man kann das gar nicht oft genug sagen“ – oh doch, das kann man allerdings. Man kann aber auch die Sendung über verblüffend weite Strecken mit Revue-Einlagen aus der Konserve bestreiten. Rotzfrech anmoderiert mit „Und jetzt sehen wir uns mal an, wie Dagmar Berghoff andere große Showfrauen ansagt“: Es folgen Mireille Matthieu, Daliah Lavi, Wencke Myhre, die Kessler-Zwillinge, Nicole, Gloria Gaynor, Amanda Lear. Der Zuschauer leidet auf ganzer Länge. Doch nichts ist so dröge, als dass der Schulz nicht noch einen draufsatteln könnte: „Und jetzt schauen wir uns mal all die Männer an, die Dagmar Berghoff so angesagt hat, die tollen, die schönsten, die wir gefunden haben“: Also Jürgen von der Lippe, Howard Carpendale, Otto Waalkes, Eros Ramazotti, Rex Gildo ... et cetera, ad infinitum et absurdum.

Da hat Frau Berghoff längst begriffen, mit wem sie es zu tun hat, wohinein sie da geraten ist. Allein, Schulz ist nicht zu stoppen. Jetzt soll’s privat werden. Hat denn die Schauspielerin Berghoff nicht ein Engagement bei Dieter Wedel? Und „ist das nicht die Auffrischung einer alten Liebe?“, insistiert er dummdreist. Berghoff, eine verheiratete Frau, umschifft auch diese Klippe souverän. Sie ist ein Profi. Was ist Schulz? Arno Frank

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen