piwik no script img

StandbildTabülosigkeiten

„Geld für dein Leben – der Start“, So., 18.15 Uhr, tm 3

Hä?! – Fest steht zunächst nur: Sie sind mitten unter uns.

Silke (29) beispielsweise ist aber auch Ferkelbefreierin. Gina (49) hingegen ist eine Sexy-outfit-only-Omi. Die Drillingsschwangere Ilona steht kurz vor ihrem großen Wurf, die Stripperin Tanja kurz vor ihrer Geschlechtsumwandlung. Eine andere Tanja ist sogar die original eiskunstläufige Szewzcenko-Tanja! Dann sind da noch ein paar andere– und natürlich Heiko, „der quirlige Sachse“ (tm 3), der mit einer Penislänge von ca. 17,5 cm unbedingt Pornodarsteller werden möchte ... Insgesamt sind sie ein gutes Dutzend Dutzendmenschen, freiwillige Vollstrecker potenzieller Talkshows. Eine Stunde lang schauten sie am Sonntag einer nach dem andern jeweils anderthalb Minuten trübe in tm 3-Kameras, als wär’s für ein Partnervermittlungsvideo. Dabei war’s bloß für die neue Show „Geld für dein Leben“.

Im Aufwind der RTL 2-Schaumschlägerei „Big Brother“ nämlich (die ab morgen Top-Gesprächsstoff deutscher Frühstückspausen sein möchte) hat der Klein-Sender tm 3 noch schnell ein TV-Format gefunden – ein Fleckerl in der Fernsehlandschaft, irgendwo zwischen „Pleiten, Pech & Pannen“, „Wa(h)re Liebe“-Lückenfüllern und Doku-Soap: „14 Kandidaten filmen ihr eigenes Leben. 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Pro gesendeter Sekunde winken 10 Mark für jeden! Redaktion und Zuschauer entscheiden, wer wie viel Geld für sein Leben erhält“, erläutert der Sender die Spielregeln. Klingt logisch, was? Doch wer glaubt, das Prinzip verstanden zu haben, sollte die vorangegangenen Zeilen lieber noch einmal lesen! Denn wie genau jetzt die Sendung (hergestellt vom „Big Brother“-Erfinder Endemol) funktioniert, wollte selbst die „Startup-Show“ nicht klären. Dafür blendete sie immer mal wieder ein großes „36.000,-“ ein. Und vielleicht langt das ja schon.

Apropos lang: Hat Heiko, der quirlige Porno-Sachse, wirklich gesagt: „Ich mach alles! Nur nich in’n Po reinsteggn! Das is das einzige Tabü“? Nü, dann is’ das wohl so. csch

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen