piwik no script img

Standard & Poor'sRatingagentur gegen Europas Banken

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's drohte erst, die Kreditwürdigkeit von 15 Euroländern herabzustufen. Nun hat sie sich auch noch die großen Banken vorgeknöpft.

Hobby: Herabstufen. Banken, Länder – egal was. Bild: reuters

LONDON dpa | Nach Europas Staaten attackiert die US-Ratingagentur S&P nun Europas Banken. In einem Rundumschlag stellte Standard & Poor's am späten Mittwoch etliche große Kreditinstitute unter verschärfte Beobachtung ("CreditWatch"), darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank. Weitere Banken sollen folgen. Ihnen droht damit genauso wie ihren Heimatländern eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit, was wiederum die Refinanzierung erschweren und am Ende die Krise verschlimmern könnte.

Der Schritt von S&P ist die logische Folge aus der Ankündigung vom Montag, die Ratingeinstufung von 15 Euroländern wegen der schwelenden Schuldenkrise zu überprüfen. Deutschland oder auch Frankreich könnten dabei ihre Topbonität von "AAA" verlieren. Ob dies passiert, hängt entscheidend vom Ausgang des EU-Gipfels an diesem Donnerstag und Freitag ab. S&P verlangt greifbare Lösungen für die Schuldenkrise.

S&P erhöhte den Druck auf Europas Politiker noch zusätzlich durch die Warnung, möglicherweise auch die sehr gute Kreditwürdigkeit ("AAA") der Europäischen Union um eine Stufe abzusenken. Die Ratingagentur begründete den Schritt damit, dass sich die politischen, finanziellen und monetären Probleme in der Eurozone verschärft hätten. Auch der Rettungsfonds EFSF könnte sein Topbonität verlieren.

S&P hat nun 90 Tage Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Die Agentur will zuerst über die Staaten entscheiden und dann über die Banken. Vor der Deutschen Bank und der Commerzbank hatte S&P bereits die Bonitätsnote der in Frankfurt sitzenden Förderbank KfW infrage gestellt. Auch die britische Großbank Barclays, die französischen Institute BNP Paribas und Crédit Agricole oder die italienische Unicredit müssen um ihr Rating bangen.

Das Vorgehen von S&P ist durchaus üblich: In der Regel verknüpft die Agentur ihre Länderratings mit Bewertungen relevanter Unternehmen. Die Aktionen liegen meist nur ein paar Tage auseinander. Das Problem: Ein gutes Rating ist die Voraussetzung dafür, dass sich Staaten oder auch Firmen zu günstigen Konditionen frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • AU
    agent ur

    Die Konjunktur geht runter. Die Schuldenparty hat immer ein Ende. Hat die Linke das nicht immer gesagt oder unreflektiert impliziert ?

     

    Wenn die Konjunktur schlechter wird, hat man weniger Geld jeden Monat in der Tasche. Mehr realisiert S&P nicht. Dasselbe weiss die Kredit-Wirtschaft, Aldi und Lidl wenn die Benzinpreise steigen: Die Bürger geben aus, was sie in der Tasche haben. Sie haben das in der Tasche, was nach dem Tanken übrig bleibt. Sogar Analysten wissen das vermutlich und kalkulieren es in die Walmart/Amazon/...-Bewertungen ein um die Umsätze abzuschätzen. Auch Politiker argumentieren inzwischen damit: "$1 mehr Benzinpreis macht ... weniger Kaufkraft und andere Wirtschaftszahlen".

     

    Und da Bauarbeiter im Winter weniger arbeiten als die Winter noch hart waren haben die dann auch weniger in der Tasche.

    Wenn das Wetteramt die Durchschnittsregenmenge, Sonnenscheindauer, Temperatur für den nächsten Monat vorherschätzen würde, dürfte Dezember auch nicht herumheulen. Dezember kann sich ja anstrengen und wärmer werden. Merkel kann sich anstrengen und effizienter werden. Das schafft jedes Formel-1-Team in jeder Saison.

    S&P macht nur eine Vorhersage der zukünftigen Ausgaben (immer mehr bei jedem Regierungs-Wechsel) und Einnahmen (immer weniger durch EU-weite Volks-Verarmung).

    Man sollte von der Sport-Berichterstattung lernen: Die Frage ist also, welche anderen Teams oder Länder besser im Wettbewerb stehen und wieso.

    Norwegen beispielsweise lebt von Erdöl und hat vermutlich weiter AAA. Da kann man locker prassen. Das ist nur ein Vorbild für Russland und Afghanistan, Iran usw. die alle auch Rohstoffe haben.

  • I
    imrichbitch

    Ich als Forex-Trader kann zu den Währungsmärkten und Paniken nur sagen: Keep it coming!

     

    Die letzten zwei Monate waren die besten in meiner aktiven Zeit.

     

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bild-802039-276733.html