Stamokap jetzt amtlich

Deutsche-Bank-Boß Herrhausen wird Bundesminister  ■ K O M M E N T A R E

Alfred Herrhausen, der sich als Chef der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren die Creme der bundesdeutschen Industriebetriebe unter den Nagel riß, darf nun als Bundesfinanzminister auch noch darüber befinden, wo staatliche Milliarden für welche Forschungen zugunsten von welchen Branchen verteilt werden, nach Belieben privatwirtschaftliche Wechselkursrisiken in die öffentliche Hand überführen, lukrative Unternehmen wiederum in die private Hand verlegen, und dies im Zweifelsfall gleich unter die Fittiche der Deutschen Bank.

Wenn es noch eines Beweises der Thesen bedurft hätte, mit denen weiland die Jungsozialisten hausieren gingen, hier ist er: Das staatsmonopolkapitalistische System ist jetzt offiziell etabliert. Und wenn die Jusos seinerzeit lautstark die Investitionslenkung einklagten: Hier ist sie, wenn auch anders als sich Uwe Benneter es gedacht hat, alles unter dem Vorwand, die deutsche Spitzenstellung international zu festigen.

Ganz abgesehen von den absehbaren Verschiebungen im Machtgefüge zwischen Kapital und Arbeit: Schon Franz-Josef Strauß sorgte als ministerpräsidentialer Subventionsjäger in Sachen Airbus für böses Blut unter der ausländischen Konkurrenz. Nach dem Wechsel des so eleganten und smarten Bankers Herrhausen ins Finanzministerium wird in den Chefetagen in New York, Paris, Rom, London und Tokio vor allem wieder ein Bild vorherrschen: das des häßlichen Deutschen. An diesem neuen Modell Deutschland wird der Ruf der Deutschen in der Welt nicht genesen. Ulli Kulke

Siehe Wirtschaftsseite 8