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Stahmer sammelt die SPD-Funktionäre um sich

■ SPD-Kandidatin sucht Unterstützung / Linker Donnerstagskreis gegen Momper

Der Wahlkampf in der SPD zwischen Ingrid Stahmer und Walter Momper gewinnt an Fahrt. Am 5. Februar sind die 24.500 Mitglieder zum erstenmal in der Geschichte ihres Landesverbandes aufgerufen, ihren Spitzenkandidaten direkt zu küren. Am gestrigen Nachmittag versuchte Sozialsenatorin Stahmer im Rathaus Charlottenburg die SPD-Abteilungsvorsitzenden für sich zu gewinnen. Rund 213 Einladungen, so ihre Wahlkampforganisatorin Ursula Beul, seien im Vorfeld verschickt worden. Man wolle um „konkrete Mithilfe bitten“.

Mit einer Einschätzung der Stimmungslage tun sich beide Wahlkampfbüros schwer. Für Beul ist die Situation „kaum zu kalkulieren“. In einigen Wahlkreisen habe sie die Erfahrung gemacht, daß die Vorsitzenden für Momper seien, während die Mitglieder eher Stahmer zuneigten. Im Hilton-Hotel am Gendarmenmark, wo Mompers Helfer ein Büro bezogen haben, wird die Lage genau umgekehrt beurteilt. „Bei den Mitgliedern liegt Momper vorn, bei den Funktionären wohl Stahmer“, glaubt Joachim Günther, Abgeordneter und einer der engsten Mitarbeiter des Ex-Regierenden- Bürgermeisters. Als Ursache ortet er den früheren Crashkurs seines Chefs. Einige Funktionäre seien mit Momper hart aneinandergeraten, meint der 43jährige: „Mit Stahmer glauben sie es da einfacher zu haben.“

Ein Stimmungsbarometer für die Parteilinke ist eine im Dezember durchgeführte Abstimmung des Donnerstagskreises, dem unter anderem der neugewählte Landesvorsitzende Detlef Dzembritzki angehört. 40 Anwesende sprachen auf der Versammlung für Stahmer aus, nur acht für ihren Kontrahenten Momper. Hoch war die Zahl der Enthaltungen: 25.

Die bisherige Vorstellungstour in den Kreisverbänden läßt hingegen keinen Aufschluß über den möglichen Ausgang der Urabstimmung zu. Lediglich in drei von 16 Kreisverbänden, dem sich das Duo bis zum heutigen Tag präsentierte, stimmten die Delegierten ab. Erwartungsgemäß konnte sich Stahmer in ihrem eigenen Kreisverband Charlottenburg durchsetzen. Wilmersdorf blieb hingegen unentscheiden und hob für Mann und Frau die Hand. Überraschung löste hingegen Mompers Niederlage in Neukölln aus, die bislang als seine eigentliche Hausmacht galt. Bis Ende dieses Monats haben beide SPD-Politiker noch Zeit, auf insgesamt fünf Veranstaltungen die Mitglieder und Delegierten von sieben Kreisverbänden von ihren Vorstellungen zu überzeugen. Severin Weiland

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