Städteranking der EU-Umweltagentur: Gute Luft in Göttingen
Die EU-Umweltagentur veröffentlicht ein Städteranking zur Feinstaubbelastung. Deutschland schafft es dabei nur ins Mittelfeld.
Im Gesamtranking liegt Göttingen auf Platz 29. Unter die Top 50 schafften es aus der Bundesrepublik außerdem noch Freiburg (45), Darmstadt (46) und Lübeck (50). Die EEA hatte Daten von 323 Städten in 26 EU-Ländern sowie in Island, Norwegen und der Schweiz herangezogen und bewertete dort die Belastung mit Feinstaub.
Insgesamt 127 Städten bescheinigte die Agentur dabei eine gute Luftqualität. Das bedeutet, dass hier die Feinstaubkonzentration unter dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt. In 123 Städten gilt die Belastung als moderat, in den restlichen 73 als schlecht oder sehr schlecht. Wer das jährliche EU-Limit von 25 Mikrogramm riss, bekam ein „Sehr schlecht“. Die drei am stärksten verschmutzten Städte sind Nowy Sącz in Polen, Cremona in Italien und Slavonski Brod in Kroatien.
Dass Göttingen so gut abschneidet, liegt wohl an den vielen Bäumen und Grünflächen, die einen Teil des Feinstaubs wegfiltern. Nach einer Erhebung von 2019 ist Göttingen die zweitgrünste Großstadt in Deutschland. 85 Prozent der Stadtfläche sind grün, 840 Quadratmeter Grün kommen statistisch auf jeden Einwohner. Allein der Stadtwald macht ein Drittel des Stadtgebiets aus, Wiesen und Ackerland ein weiteres Drittel. 33.000 Bäume stehen auf öffentlichen Flächen.
Ein zweiter Grund ist der zurück gehende Autoverkehr. Göttingen schmückt sich, teilweise zu Recht, mit dem Etikett Fahrradstadt und hat bundesweit auch mehrmals einschlägige Auszeichnungen erhalten. 30 Prozent der Einwohner steigen regelmäßig auf den Sattel, für viele ist das Rad sogar primäres Verkehrsmittel. Immer mehr Radschnellwege und Fahrradstraße machen das Radeln sicherer und attraktiver. Zudem gibt es in der Uni-Stadt keine energie- und abgasintensive Industrie, dasselbe gilt für fossil betriebene Großkraftwerke.
Feinstaub sind Partikel, deren Korngröße unter zehn Mikrometern liegt. Seine Quellen sind unter anderem Verbrennungsmotoren, Brems- und Reifenabrieb, Öfen und Kamine, Kohlekraftwerke und Industrieanlagen. Auch die Landwirtschaft trägt direkt und indirekt durch Ammoniakemissionen zur Feinstaubbelastung bei. Gleichzeitig ist Feinstaub der Luftschadstoff mit den größten gesundheitlichen Auswirkungen, etwa Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!